Projektmanagement
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Umfrageergebnisse: Kostenplanung von Bauprojekten

Im Zuge der Recherche für mein neues Kostenmanagement-Buch hatte ich gerade eine Diplomarbeit wieder in Händen, die ich im Winter 2008/09 betreut habe. Der Diplomand hat in dieser Arbeit eine überaus interessante Onlinebefragung bei über 1.000 Architektur- und Ingenieurbüros durchgeführt. Ziel dieser Befragung war es, herauszufinden, mit welchen Kostenkennwerten und sonstigen Grundlagen die zu erwartenden Kosten eines Bauprojektes von den Profis geplant werden.

Nun ist das Ergebnis dieser Befragung natürlich schon ein paar Tage alt, aber nachdem sich in der Kostenplanung von Bauprojekten seither keine revolutionären Erneuerungen ergeben haben, sind die Ergebnisse und die daraus ableitbaren Schlussfolgerungen immer noch gültig. Daher will ich die teilweise interessanten Ergebnisse nicht vorenthalten und einige Ergebnisse dieser Befragung hier kurz zusammenfassen … Eine der interessantesten Fragen hinsichtlich der Anwendung von Kostenkennwerten in Abhängigkeit der Projekt-/Planungsphase lieferte die deutliche Bestätigung des eigentlich erwarteten Ergebnisses, zeigte jedoch auch einige teilweise eigenartige Ausreisser. Jeweils eindeutige Mehrheiten (dunkelblaue Felder) wenden die Kostenkennwerte wie in der nachstehenden Tabelle dargestellt an.

Interessant sind dabei aber folgende Ausreisser:

  • ca. 13% verwenden grobe Kostenkennwerte wie z.B. EUR/Büroarbeitsplatz auch noch für eine Kostenberechnung in der Entwurfsplanung
  • ca. 30% verwenden für eine Kostenberechnung in der Entwurfsplanung hauptsächlich flächen-/kubaturbezogene Kostenkennwerte (z.B. EUR/m² Bruttogrundfläche)
  • ca. 17% berechnen einen Kostenanschlag auf Basis eines detaillierten, positionsweisen Leistungsverzeichnisses (Grundlage z.B. LB-H) mit der Elementmethode und gar 5% arbeiten hier immer noch mit flächen-/bubaturbezogenen Kostenkennwerte (z.B. EUR/m² Bruttogrundfläche)
  • und besonders schräge 5% erstellen einen Kostenrahmen in der Projektentwicklungsphase (Basis: Masterplan, Projektstudie) mit Hilfe von LV-Positionskennwerten auf der Basis eines detaillierten, positionsweisen Leistungsverzeichnisses (Grundlage z.B. LB-H)

In der Befragung wurde auch nach den Datenquellen für Kostenkennwerte gefragt und das hat nachstehendes Ergebnis geliefert:

  • 10% der Befragten verwenden für eine Kostenermittlung ausschließlich eigene Erfahrungswerte (aus dem Gedächtnis heraus)
  • 50% (!) der Befragten verwenden für eine Kostenermittlung ausschließlich eigene systematisch dokumentierte Erfahrungswerte (Auswertung abgeschlossener Projekten)
  • nur 2% (!!!) der Befragten verwenden für eine Kostenermittlung ausschließlich Kostenkennwerte aus fremden Datenquellen (zugekaufte Baukostenkennwertdaten)
  • 38% der Befragten verwenden für eine Kostenermittlung ausschließlich eine Kombination aus eigenen und zugekauften Kostenkennwertdaten

Bei den zugekauften Kostenkennwertdaten hat das BKI (Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern) mit 69% eindeutig die Nase vorne. Andere Anbieter, wie z.B. sirAdos Baudaten, DBD Dynamische BauDaten von Dr. Schiller & Partner, der Baukostenatlas vom WEKA-Verlag oder die BTK Bauteilkosten aus dem Wingen Verlag spielen nur eine untergeordnete Rolle jeweils im einstelligen Prozentbereich. Dabei wüschen sich 60% (!) der Befragten eine Möglichkeit zur Abfrage von Kostenkennwertdaten über einen Internetplattform bzw. Website, nur 27% geben sich mit elektronischen Dokumenten (z.B. PDF) und gar nur 13% mit Papierform (z.B. Kataloge, Bücher) zufrieden. Immerhin würden 52% der Befragten einen österreichspezifische, öffentlich zugängliche Baukostendatenbank im Internet als Informationsquelle jedenfalls nutzen wollen, 45% geben an, diese zumindest vielleicht zu nutzen.

Für den Ankauf von Kostenkennwertdaten investieren 58% weniger als 500 EUR pro Jahr, 16% investieren dafür 500 bis 1.000 EUR und nur 7% sind bereit, mehr als 1.000 EUR für Kostenkennwertdaten jährlich auszugeben.

Von den Befragten, die eigene Kostenauswertungen ihrer abgeschlossenen Projekte anstrengen, investieren 30% weniger als 20 Stunden pro Jahr, 39% investieren 20 bis 40 Stunden und 32% investieren mehr als 40 Stunden pro Jahr in die Gewinnung von eigenen Kostenkennwertdaten.

Ebenfalls ein für Österreich sehr interessantes Ergebnis lieferte die Frage nach der Art der Kostengliederung, die für eine Kostenermittlung verwendet wird:

  • 42% geben an, dafür die standardisierte Gliederung der Ö-Norm B 1801-1 anzuwenden
  • 5% verwenden in Österreich die standardisierte Gliederung der DIN 276
  • 46% (!) verwenden eine eigene Baukostengliederung
  • 7% verwenden andere Gliederungssysteme (RVS, RVE, ÖBB, etc.)

4 Kommentare

  1. Die Kostenplanung ist für die Projektentwicklung sehr wichtig. Es wäre interessant zu wissen, was die Ergebnisse von dieser Befragung heutzutage wären. Ich finde es gut, dass die meisten Befragten eigene Kostenkennwerte benutzt.

    • Ja da gebe ich recht, die Umfrage könnte man nach zehn Jahren schon mal wieder aktualisieren 😉 … wäre sicher spannend, wie die Ergebnisse dann ausfallen.
      P.S.: muss bei Gelegenheit mal die Grafik reparieren, die da nicht mehr angezeigt wird!

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