Projektmanagement
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Die 2010er (und 10 Jahre MPM-Blog)

Noch ist Januar. Also noch Saison, um ein paar Gedanken zum Jahreswechsel zu verschriftlichen. Der Jahreswechsel, der diesmal auch ein Dekadenwechsel ist (sofern man das Jahr 0 im neuen Jahrzehnt mitzählt), bietet etwas Zeit für einen Rückblick. Einen Rückblick auf die letzten zehn Jahre. Denn genau so lange gibt es dieses Blog. Im Herbst 2009 als BPM-Blog gestartet, ist es im letzten Jahr hier dann doch recht ruhig geworden. Also nicht nur Zeit für einen Rückblick, sondern auch für ein Zwischenfazit und einen Ausblick …

Drei ist eine gute Zahl. Zehn auch. Deshalb schreibe ich über die letzten und die nächsten zehn Jahre in Dreierschritten. Drei Blickwinkel mit je drei markanten Themen aus den letzten bzw. den nächsten zehn Jahren: zunächst der Rückblick, dann ein Zwischenfazit und abschließend der Ausblick.

Der Rückblick

Die 2010er-Jahre waren eine interessante Reise für die Baubranche. Natürlich nicht nur für die Baubranche. Das zentrale Thema lautete Digitalisierung. Die Digitalisierung hat sich dabei zu einem richtigen Modethema entwickelt. Nicht ganz von selbst, vielmehr getrieben durch Automatisierungstechnologien, Digitalisierungsbestrebungen in allen Lebensbereichen und mitunter überzogenen Erwartungshaltungen. Von der Industrie bis zur Bildung, von der Gesundheit bis zur Politik. Alles wird digitalisiert. Alle reden von Digitalisierung. Und die Digitalisierung ist als übergeordneter technischer, aber auch sozialer bzw. gesellschaftlicher Prozess in vollem Gang. Sie stellt uns alle nahezu täglich vor mitunter große Herausforderungen und ist alles andere als abgeschlossen. Sie wird die Gesellschaft und die gesamte Branche noch weit in die 20er-Jahre hinein beschäftigen – und vermutlich auch darüber hinaus. 

Für meinen Arbeitsbereich waren in den letzten zehn Jahren diese drei Themen aus dem Bereich der Digitalisierung besonders wichtig:

  • Building Information Modeling (kurz: BIM) wurde vom branchenthematischen Rand ins Zentrum gerückt. Viel wurde in diesen zehn Jahren weiterentwickelt. Technisch und inhaltlich hat sich viel in Sachen BIM getan. Natürlich gehen die Entwicklungen langsam, aber eben nunmehr stetig. Und BIM als digitales Werkzeug für kollaborative und tatsächlich integrale Planung ist nicht mehr aufzuhalten.

  • Agiles Projektmanagement trieb in den letzten zehn Jahren auch die eine oder andere zarte Blüte in der Baubranche. Vor allem in Kombination mit Lean Management und Lean Production ergaben sich durchaus spannende (Denk)Ansätze für neue Methoden in der Planung und Umsetzung von Bauprojekten.

  • Mein persönliches Werkzeug des Jahrzehnts war (und ist) das iPad. Als ich damit vor nicht ganz zehn Jahren zum ersten Mal auf eine Baustelle kam, wurde ich noch belächelt. Was soll denn dieses Riesen-iPhone bringen, war die sarkastische Frage. Zehn Jahre später ist das iPad aus meinem Berufsalltag nicht mehr wegzudenken. Es wurde zum ständigen Begleiter durch alle Besprechungen, verrichtet in meinen Vorlesungen hervorragende Dienste als Präsentationsgerät und Whiteboard- bzw. Tafel-Ersatz und auch dieser Blogartikel entstand zum Großteil auf meinem iPad. Die Entwicklung dieses Gerätetypus zum Laptop-Ersatz ist gleichermaßen erstaunlich und beachtlich, wie seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.

Das Zwischenfazit

Zehn Jahre sind einerseits eine lange, in der Rückschau gefühlt auch eine kurze Zeit. Nicht immer ist es leicht, zwischen den Herausforderungen des beruflichen und privaten Alltags die Zeit zum Schreiben zu finden. Besonders habe ich das im vergangenen Jahr erfahren. Aber in der Retrospektive liegt auch eine motivierende Kraft! Und dazu tragen diese Drei bei, die sich durch die Arbeit an diesem Blog und die Interaktion mit der Lesern und befreundeten BloggerInnen in den letzten zehn Jahren ergeben haben:

  • Okay, glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Denn schön rechnen kann man sich vieles. Aber ehrlich: auch kleine Zahlen machen große Freude! Vor allem dann, wenn man ein Nischen-Blog wie das hier betreibt. Von Null Lesern auf über 400 im Wochenschnitt ist jetzt keine gewaltige Statistik – vor allem in einem Zeitraum von zehn Jahren. Aber es zeigt, dass Interesse an den Themen besteht. Das macht Freude und motiviert zum Weiterschreiben. Schön war auch, dass dieses kleine Nischen-Blog im Juli 2016 unter 15 großartigen deutschsprachigen Projektmanagement-Blogs erwähnt wurde.

  • Die PM-Camps waren definitiv das Veranstaltungs-Highlight im letzten Jahrzehnt. Ich war bei allen (bis auf eins) in Dornbirn dabei und beim ersten seiner Art in Berlin. In Nullkommanix hat sich das PM-Camp mit seinem Barcamp-Format zur wichtigsten Unkonferenz über alles rund um Projektmanagement entwickelt. Wir haben dort openPM aus der Taufe gehoben, coole Partys gefeiert und uns vor allem wunderbar über Projektmanagement ausgetauscht. Schade, dass das Ur-PM-Camp in Dornbirn 2016 seine Pforten geschlossen hat. Aber ich plane, an den nächsten Camps in München und/oder Berlin teilzunehmen.

  • Die Digitalisierung hat dieses Blog ermöglicht, weil das Internet für nahezu alle Lebensbereiche in den letzten 25 Jahren eine digitale Transformation mit sich gebracht hat. Beim Schreiben meiner ersten HTML-Codezeilen vor 25 Jahren war das für mich nicht in dieser Dimension absehbar. Heute ist ein Arbeiten ohne die digitale Vernetzung nicht mehr denkbar, zu einem großen Teil sogar nicht mehr möglich. In den letzten zehn Jahren haben wir Hard- und Software sprichwörtlich in die Hand bekommen, die uns beispielsweise den Zugriff auf Informationen für die tägliche Arbeit jederzeit und unkompliziert ermöglichen. Schließlich haben wir leistungsstarke Rechner in Form von Smartphones in unseren Jackentaschen, die deutlich mehr Rechenpower besitzen, als die dicksten Workstations vor 20 Jahren. Die Digitalisierung der Arbeitsprozesse wird in der Baubranche durch BIM noch verstärkt. Es ist deutlich spürbar, dass wir uns dadurch einem Punkt nähern, an dem es Zeit wird, die Art und Weise, wie wir unsere Projekte planen und abwickeln, völlig neu zu denken. Nur damit können die neuen digitalen Möglichkeiten, bestmöglich ausgeschöpft werden.

Der Ausblick

Das waren sie also, die letzten zehn Jahre. Und was werden die nächsten zehn bringen? Was wird sich entwickeln, was wird es Neues geben und wie werden wir in zehn Jahren leben? Kaffeesudlesen. Eigentlich liege ich mit meinen Prophezeiungen meist ziemlich daneben. Aber diese drei Zukunftsthemen sind für die nächsten zehn Jahre schon jetzt so offensichtlich, dass man damit in einer Prognose kaum falsch liegen kann:

  • Noch haftet dem Begriff Künstliche Intelligenz ein wenig Geisterhaftes an. Beängstigend, faszinierend und kaum greifbar. Dass künstliche Intelligenz weit mehr kann, als auf einen Sprachbefehl zu warten, um dann den aktuellen Wetterbericht aus dem Internet vorzulesen, liegt auf der Hand. Vermutlich können KI‘s in wenigen Jahren auf Basis der entsprechenden Datengrundlagen die Wettervorhersagen eigenständig berechnen und den Wetterbericht daraus erstellen und vorlesen. Und um genau diese Entlastung bei Routinearbeiten im Arbeitsalltag geht es, die von KI‘s dann schneller und genauer erledigt werden können, sofern die Datengrundlagen vorhanden sind. Auf’s Architektur- oder Ingenieurbüro übertragen könnte das bedeuten, dass beim Planen von Bauwerken dann mehr Zeit für das Entwicklen der besten Lösungen und für Kreativität bliebe. Höchst wahrscheinlich nehmen uns KI‘s in absehbarer Zeit die Massenermittlung im virtuellen Gebäudemodell ab, erstellen automatisiert die Leistungsbeschreibungen und prüfen mit der BIM-Methode erstellte Teilmodelle auf Kollisionen und Übereinstimmung mit den Baugesetzten. Das ermöglicht eine deutliche Steigerung der Produktivität.

  • Das Thema Klimawandel wird uns auch in den kommenden Jahrzehnten intensiv beschäftigen. Für Architekten und Bauingenieure bringt das die Notwendigkeit des Umdenkens mit sich. Wir müssen ressourcenverschleudernde Baumethoden und Materialien durch nachhaltigere Maßnahmen ersetzen – und nicht nur davon reden, oder uns mit einem erschwindelten grünen Punkt (z.B. auf Plastikdämmstoffen) zufrieden geben. Dieses Bewusstsein wird auch beim Kunden ankommen. Da sollten wir vorher entsprechend vorbereitet sein. Die Ingenieurbereiche Wasserversorgung, Energieversorgung und Schutzbauten vor Extremwetterereignissen (z.B. gegen Wind, Regen, Schnee, Hitze, Kälte, etc.) werden deutlich an Bedeutung gewinnen, weil sie notwendig sein werden. Die Beraufsausbildungen und Lehrpläne müssen dahingehend angepasst und ergänzt werden.

  • Und hier im Blog? Wie geht‘s hier weiter? Ideen gibt es einige. Allein die Zeit für deren Umsetzung fehlt ab und an. Aber es wird weitergehen! Ein neues Format ist heuer schon an den Start gegangen: Links vom Wochenende ist in der vergangenen Woche mit der ersten Ausgabe herausgekommen. Einige neue Artikel sind auch schon in Arbeit und es wird immer wieder kürzere Beiträge mit Tipps zu Apps, Büchern, Baumethoden und natürlich zum Projektmanagement geben. Die nächsten zehn Jahre werden also definitiv auch nicht langweilig 😉

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