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Was wurde eigentlich aus iomega?

Lesedauer: 3 Minuten

Neulich ist mir bei meiner liebsten Sisyphusarbeit, dem Aufräumen im Keller ein Stapel blaugrauer zip-Disketten von iomega in die Hände gefallen. Viele Erinnerungen an die 1990er tauchten umgehend auf, eine Zeit, in der diese Disketten ein wichtiges Sicherungsmedium für meine Computer-Arbeit waren. Ich kann mich sogar noch an die klackenden Geräusche erinnern, die das dafür benötigte, blaue zip-Drive von sich gab, wenn man so eine Diskette eingelegt bzw. wieder ausgeworfen hat.

Aber was wurde eigentlich aus iomega und seinen Speichermedien? Mit etwas nostalgischen Gefühlen habe ich mich dazu im Internet umgesehen. Gleich wurde klar, das Unternehmen iomega gibt es in seiner ursprünglichen Form nicht mehr. Zumindest den Produktnamen gab es noch einige Jahre.

Mit der rasanten Verbreitung der deutlich schnelleren Flash-Speichersticks, die man einfach an den USB-Port des Computers anstecken kann und zudem auch wesentlich mehr Speicherplatz zur Verfügung hat, starben die alten Speichermedien wie Disketten und CD-RWs oder DVD-RWs rasch aus. Die immer größeren Bandbreiten, mit denen Inhalte aus dem Internet geladen werden können und die App-Stores, trugen ebenfalls dazu bei. Denn auch für das Verteilen von Software spielen Datenträger mittlerweile gar keine Rolle mehr.

Aber nun zurück zu iomega. Am 1. April 1980 wurde das Unternehmen als IBM-spin-off von David Bailey and David Norton im beschaulichen Städtchen Roy im US-Bundesstaat Utah gegründet. Nachdem man in den 1980ern mit der Bernoulli Box den Speicherplatz einer konventionellen Floppy Disk um das zehnfache und mehr übertroffen hatte, schlug 1995 die große Stunde des Unternehmens: denn 1995 veröffentlichte man zunächst im Januar das Bandsicherungslaufwerk iomega Ditto samt zugehörigen Bandkasetten und dann im März das erste Zip Drive mit den legendären 100MB-Disketten. Damit gab man sich jedoch nicht zufrieden und schob noch im Dezember 1995 das Jaz Drive nach, ein Laufwerk für Wechselfestplatten mit einer Speicherkapazität von 1 GB, was damals eine Sensation war.

Bildquelle: Iomega ZIP-100 Drive (parallel port version) von Morn

Nach diesem kometenhaften Aufstieg kam der Fall nur sechs Jahre später. Im Juli 2001 musste man, nachdem man den Anschluss an den sich rasch weiterentwickelnden Speichermedienmarkt verpasst hatte (Stichwort: USB-Sticks), ein Drittel der eigenen Mitarbeiter entlassen. Das Unternehmen übersiedelte von Utah nach San Diego im sonnigen Kalifornien. Vermutlich auch, um zumindest geographisch näher am Silicon Valley zu sein.

Bis 2008 versuchte man es dann mit diversen USB-Drives und DVD- sowie CD-RWs inklusive der zugehörigen Laufwerke. Erst 2004 stieg iomega in den NAS-Markt ein und präsentierte den Wireless NAS Server.

Es nutzte jedoch alles nichts. Der Aktienkurs war bis Mitte der 2000er-Jahre auf 2 USD eingebrochen und so kaufte der US-amerikanische Konzern EMC iomega im April 2008 für kolportierte 213 Millionen USD. Der Markenname iomega blieb zunächst erhalten und EMC brachte unter diesem Namen vorwiegend NAS-Produkte auf den Markt.

2012 wurde publik, dass aufgrund eines fehlenden Passwortschutzes, der per default ausgeschaltet war, ungefähr 16.000 NAS-Laufwerke von iomega resp. EMC öffentlich über das Internet zugänglich waren. Darunter waren auch Laufwerke von Unternehmen wie KLM oder der ING Gruppe.

2013 verbanden sich EMC und der chinesische Technologie-Konzern Lenovo zu einem Joint Venture mit dem klingenden Namen LenovoEMC. Der Markenname iomega wurde danach endgültig aufgegeben und man fokussiert sich seither auf Speicherprodukte für den Heimgebrauch und auf NAS-Laufwerke für Unternehmen. 

4 Kommentare

  1. Robert Guery sagt

    Hallo Thomas,
    Ich hätte eine Frage:
    Ich habe eine alte ZIP 100 Diskette, die ich gerne auf ein Stick transferieren möchte.
    Kennst Du jemanden, der einen solchen Dienst anbietet?
    Gerne höre ich von Dir.
    Vielen Dank im Voraus
    Freundliche Grüsse
    Robert Guery

    • Hallo Robert, das klingt spannend. Ich habe leider kein ZIP-Laufwerk mehr. Und selbst wenn, dann könnten die Schnittstellen ein Thema sein. Aber soweit ich informiert bin, gibt es immer wieder EDV-Läden, die ein solches Service anbieten. Bei einer schnellen WWW-Recherche habe ich das hier gefunden: https://ziplaufwerk.de. Ich werde auch mal nachfragen, ob wir bei uns an der FH noch irgendwo ein ZIP-Laufwerk mit USB-Anschluss rumliegen haben. Dann melde ich mich per E-Mail bei Dir.

  2. Dietmar Vogel sagt

    Sehr geehrter Herr Mathoi,
    ich habe Ihren Beitrag über das ZIP Drive von Iomega mit Interesse gelesen. Ich habe noch ein solches Drive. Allerdings habe ich noch nicht probiert, ob es noch läuft.

    Mein eigentliches Problem ist, das ich das Iomega Floppy Drive nicht mehr Installieren kann, weil der verfügbare Treiber nur für 32 bit Systeme ausgelegt ist.
    Haben Sie vielleicht eine Lösung für dieses Problem?

    • Zwar konnte ich es bis dato mangels Gerät nicht testen, aber ich vermute mal, wenn man das Zip-Drive an einen Mac angeschlossen bekommt, dann sollte es klappen – auch ohne Treiber. Ein älteres macOS wäre dafür natürlich von Vorteil.

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