In der vergangenen Woche wurde der neue Web Clipper von Obsidian vorgestellt. Der Web Clipper ist eine Erweiterung für den Webbrowser, die es ermöglicht, Webseiten oder Ausschnitte daraus direkt in Obsidian im Markdown-Format zu speichern. Nach ein paar Tagen im Arbeitsalltag zeichnet sich bereits ab, dass der Web Clipper eine nützliche und praktische Ergänzung ist, um Inhalte aus dem Internet ohne Umwege direkt in Obsidian zu speichern.
Ein Web Clipper ist meist eine Browser-Erweiterung, mit der man Texte, Bilder, Screenshots oder ganze Webseiten aus dem Internet beispielsweise im Zuge einer Recherchearbeit oder zum Sammeln von Inspirationen und Ideen für die offline Verwendung direkt in einem digitalen Notizbuch speichern kann. Einen ziemlich bekannten Web Clipper gibt es seit bald zehn Jahren für die Notizbuch-App Evernote. Manche Web Clipper bieten zudem auch die Möglichkeit, die gespeicherten Inhalte an Ort und Stelle zu kommentieren und mit Markierungen oder Anmerkungen zu versehen.
Für Obsidian gab es bisher keinen Web Clipper. Zum Speichern von Webinhalten im Obsidian Vault musste man also Apps oder Browser-Erweiterungen anderer Hersteller, wie beispielsweise MarkDownload nutzen. Damit war bzw. ist es möglich, Webseiteninhalte in das Markdown-Format zu konvertieren und als ebensolche Dateien im Obsidian Vault zu speichern, um sie dort weiterzuverarbeiten oder später zu lesen. Der neue Web Clipper von Obsidian hat diesen Umweg nun überflüssig gemacht und funktioniert obendrein auch deutlich besser. Neben den gängigen Webbrowsern wie Safari, Firefox und Google Chrome ist die Erweiterung derzeit auch für Edge, Brave und Arc, sowie Orion und Vivaldi verfügbar.
Webseiten speichern
Die zentrale Funktion des Web Clippers ist das Erfassen und Speichern von Webseiten oder Ausschnitten daraus im Markdown-Format direkt im Obsidian Vault. Das bringt den Vorteil, dass die so gespeicherten Webinhalte auch offline zur Verfügung stehen und zudem direkt im eigenen Vault verlinkt werden können.
Der Web Clipper kann dabei mit Zitaten, Fußnoten, Programmcode und mathematischen Formeln bestens umgehen. Somit ist er nicht nur für die eigene Rezeptsammlung in Obsidian ideal geeignet, sondern auch zum Speichern von wissenschaftliche Arbeiten und Fachartikeln, oder zum Aufbauen einer Bücher- und Filmdatenbank.
Eine Website im Markdown-Format im Obsidian Vault zu speichern ist mehr als einfach. Man klickt lediglich auf die Schaltfläche des Obsidian Web Clippers in der Menüleiste des Browsers und kann danach im Auswahlfenster Anpassungen vornehmen und dann mit einem Klick auf die Schaltfläche Add to Obsidian die Website als Datei direkt im Vault sichern. Auf Wunsch kann im Feld Folder über der Schaltfläche ein bestimmter Ordner im Vault zum Ablegen der Datei definiert werden.
Ausschnitte hervorheben und speichern
Um nur einzelne wichtige Passagen einer Website zu erfassen und zu speichern, anstelle der gesamten Website, können diese mit dem Web Clipper markiert und zum Speichern ausgewählt werden. Die Markierfunktion kann dabei nicht bloß Text erfassen, sondern auch Bilder und andere Inhaltsblöcke.
Dazu klickt man im Fenster des Web Clippers, das sich über die Schaltfläche aufrufen lässt, rechts oben auf das Stift-Symbol (1). Danach wählt man auf der Website die gewünschte Stelle mit dem Cursor aus und die wird dann automatisch entsprechend markiert (2). Im Beispiel oben sieht das wie eine Markierung mit einem gelben Leuchtmarker aus. Danach kann man in der kleinen schwarzen Leiste am oberen Rand der Website Clip highlights (3) auswählen und diese erscheinen dann rechts im Fenster des Web Clippers (4). Von dort aus lassen sich die Highlights dann weiter verarbeiten und im Obsidian Vault speichern.
Die Markierungsfunktion kann auch ohne den Umweg über das Web Clipper Fenster unter macOS direkt mit der Tastenkombination ⌃⌥⌘H – also Control + Option + Command + H – aufgerufen werden. Die auf einer Website angebrachten Highlights werden übrigens auch auf der Website gespeichert und erscheinen dort, wenn man die Seite zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufruft. Selbstverständlich lassen sie sich auch löschen, wenn man in der kleinen schwarzen Leiste oben auf das Papierkorb-Symbol klickt.
Eigene Vorlagen erstellen
Eine sehr nützliche Funktion im Obsidian Web Clipper ist die Möglichkeit, dass verschiedene Webinhalte mit unterschiedlich angepassten Vorlagen gespeichert werden können. So lassen sich benutzerdefinierte Vorlagen anlegen, beispielsweise für Artikel, Rezepte oder Bücher. Auch Metadaten der Webinhalte selbst können über die Vorlagen direkt in den Properties der Markdown-Datei oder im Text gesichert werden.
Das Anlegen oder Bearbeiten einer Vorlage erfolgt in den Einstellungen des Web Clippers durch einen Klick auf die Schaltfläche New template. Danach gibt man der Vorlage einen Namen und legt das Verhalten fest, also ob diese Vorlage eine neue Notiz im Obisidan Vault anlegen, oder eine bestehende Notiz damit ergänzt werden soll. Es ist sogar möglich, ein Clipping von einer Website direkt in die tägliche Notiz einzufügen.
Anschließend definiert man noch den Namen der neuen Notiz. Dafür kann man natürlich den Titel der Website nutzen, die man speichern möchte. Es sind aber auch andere, individuell festlegbare Namensgebungen möglich. Der Vault, in dem die vom Web Clipper erstellten Markdown-Dateien gespeichert werden sollen, kann ebenfalls definiert werden. Automatisch vorgeschlagen ist hier in der Regel der zuletzt verwendete Vault.
Unter Template triggers können eine oder mehrere URLs eingegeben werden, die dann jeweils gleich die entsprechende Vorlage für das Clipping von Inhalten auswählen. Das ist sehr praktisch, wenn man beispielsweise von einer bestimmten Website regelmäßig Rezepte speichert. Damit erspart man sich vorher das Auswählen der entsprechenden Vorlage. Denn ansonsten wird die Reihenfolge der Vorlagen im Web Clipper durch eben jene in den Einstellungen bestimmt. Die oberste Vorlage wird automatisch als erstes ausgewählt. Die Reihenfolge lässt sich in den Einstellungen durch Verschieben der Vorlagen in der Liste rechts über das Sechs-Punkte-Handle festlegen.
Je nach Webinhalt können unterschiedliche Properties im gleichnamigen Abschnitt definiert werden. Dazu steht eine Reihe an vordefinierten Metadaten der Websites selbst zur Verfügung, die dann über entsprechende Variablen in die Properties oder den Text der Vorlage eingebaut werden können. Welche Metadaten als Variablen von einer Website zur Verfügung gestellt werden, kann im Fenster des Web Clippers durch einen Klick auf das Icon mit den drei Punkten sichtbar gemacht werden. Mitunter dauert es eine Weile, bis der Web Clipper alle Metadaten einer Seite abgegriffen hat. Man sollte also ein paar Sekunden Geduld aufbringen, wenn man diese Funktion nutzen möchte.
Der eigentliche Inhalt der Website wird dann im Feld Note content definiert. Natürlich ist das zunächst der Inhalt der Website selbst, der über die Variable {{content}}
eingebaut wird. Man kann in diesem Feld auch die Gestaltung der ersten Überschrift und weitere Metadaten festlegen, wie beispielsweise den Namen des Autors, oder das Erscheinungsdatum. Die Online-Hilfe von Obsidian gibt genauere Auskunft darüber, welche Variablen über die Metadaten einer Website sowohl im Titel der Notiz, als auch in den Properties und im eigentlichen Inhalt genutzt werden können.
Einstellungen
Die Einstellungen für den Web Clipper sind am besten über das Zahnradsymbol rechts oben im Web Clipper Fenster, oder über einen Rechtsklick auf die Schaltfläche und den Befehl Erweiterung verwalten im Kontextmenü erreichbar. Letzteres führt über den Umweg der Erweiterungseinstellungen des Browsers.
In den Einstellungen gibt es drei Abschnitte. In den General settings kann die bevorzugte Sprache definiert werden, sowie einer oder mehrere Vaults, in denen die generierten Markdown-Dateien gespeichert werden sollen.
Unter Advanced kann festgelegt werden, ob die gespeicherte Datei anschließend sofort in Obsidian geöffnet werden soll, oder eben nicht. Der Legacy mode betrifft alle Obsidian-Nutzer die eine ältere Version von Obsidian verwenden. Der Web Clipper setzt nämlich Obsidian in der Version 1.7.2 voraus, funktioniert aber im Legacy mode auch mit älteren Versionen der App. Mit Reset default template lassen sich alle Änderungen an der Standardvorlage, mit der der Web Clipper ausgeliefert wird, wieder mit nur einem Klick entfernen. Und selbstverständlich können alle Einstellungen exportiert bzw. auch importiert werden.
Die vom Web Clipper in den Vorlagen genutzen Properties können in den Einstellungen vorab definiert werden. Zu diesem Zweck lassen sich die Properties aus Obsidian mit Import properties auf Wunsch importieren und natürlich mit Export properties auch exportieren. Alle ungenutzten Properties können mit einem Klick auf Remove unused properties aus den Einstellungen entfernt werden. In der Liste All properties können die einzelnen Eigenschaften angepasst und über die bereits erwähnten Variablen mit Metadaten von den geclippten Websites hinterlegt werden.
Im Abschnitt Highlighter wird das Verhalten beim Markieren und Hervorheben von Webinhalten festgelegt. Dort lassen sich zunächst sämtliche Highlights, die sich im Laufe der Zeit ansammeln, in einer JSON-Datei exportieren. Mit Always show highlights werden Markierungen und Hervorhebungen auf Webseiten immer angezeigt, auch wenn die Highlight-Funktion des Web Clippers nicht aktiviert ist. Und mit Clip behavior kann definiert werden, ob der Website-Inhalt im Fenster des Web Clippers durch die angebrachten Markierungen ersetzt werden soll, oder eben nicht.
Fazit
Der neue Obsidian Web Clipper bietet einen umfangreichen Funktionsumfang und ist eine wertvolle Ergänzung, um Inhalte aus dem Internet direkt in das eigene PKM-System zu importieren und zu integrieren. Zudem sind dadurch alle gespeicherten Inhalte offline verfügbar und bleiben im eigenen Vault auch entsprechend dem Obsidian-Maifest privat. Der Obsidian Web Clipper ist kostenlos und Open Source. Er kann entweder über die Website oder den App-Store des jeweiligen Browsers kostenlos heruntergeladen und installiert werden.