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Die tägliche Notiz als zentraler Wissenseingang

Notizen sind (nicht nur) im Bereich der Wissensarbeit unerlässlich. Sie helfen dabei, sich zu erinnern, beim Schreiben zu denken und auch neue Ideen zu generieren. Die tägliche Notiz in Obsidian ist dafür ein guter Ausgangspunkt und kann zusätzlich zu Tagesplanung und Logbuch auch als zentraler Wissenseingang genutzt werden. Das hilft dabei, den Arbeitsfluss nicht zu unterbrechen und spart zudem auch Zeit.

Eine jener Sachen, in denen ich schrecklich schlecht bin, ist das Erinnern an Dinge. Und zwar Dinge, die ich erledigen soll, Dinge, die ich abholen muss, oder Dinge, wie Veranstaltungen, Besprechungen und Treffen, an denen ich teilnehmen sollte, oder auch Dinge, die ich im Zuge von Recherchen oder während dem Lesen in Büchern und Fachartikeln entdecke. Wenn es nicht irgendwo notiert ist, stehen die Chancen gut, dass ich es schlicht vergesse, weil ich gedanklich schon woanders bin, abschweife oder von der einen oder anderen Sache abgelenkt werde.

Und da kommt die tägliche Notiz in Obsidian ins Spiel. Sie ist genau das richtige Werkzeug, um damit meiner Vergesslichkeit vorzubeugen. Deshalb nutze ich sie auch intensiv nach einem bestimmten Ritual. Die tägliche Notiz beinhaltet einerseits den Tagesplan und andererseits ist sie auch ein zentraler Wissenseingang für alles, was mir im Laufe eines Tages an interessanten Links, Ideen, Zitaten oder Inspirationen begegnet. Genau das wird dort festgehalten, und zwar ohne gleich für alles und jedes eine eigene, neue Notiz anzulegen. Stattdessen dient die tägliche Notiz als Eingangskorb und sorgt dafür, dass nichts vergessen wird, oder gar verloren geht. Zu einem späteren Zeitpunkt und mindestens einmal pro Woche – meistens am Freitagnachmittag oder am Samstag – gehe ich alle täglichen Notizen der Woche durch, und erstelle neue, eigenständige Notizen für jene Dinge, die dann noch relevant sind.

Anatomie der täglichen Notiz

Um die tägliche Notiz neben der Tagesplanung und der Dokumentation mit dem interstitiellen Logbuch auch als zentralen Wissenseingang zu nutzen, sind keine besonderen Einstellungen oder technischen Voraussetzungen notwendig. Es handelt sich dabei eher um einen Arbeitsablauf. Aber ein wenig Struktur und ein gewisser Aufbau der täglichen Notiz sind jedenfalls hilfreich. Allerdings ist die Bandbreite in Sachen Struktur der täglichen Notiz ziemlich groß. Ich habe schon sehr umfangreiche, technisch anspruchsvolle und detailverliebte Konzepte gesehen, meinerseits jedoch die Erfahrung gemacht, dass ein auf das Wesentliche reduzierter Aufbau deutlich effektiver ist, als barock Verschnörkeltes.

Die Anatomie der täglichen Notiz in meinem Vault

Die Anatomie – also die Struktur und der Aufbau – der täglichen Notiz simpel und reduziert zu halten, hat sich besser bewährt, als die verspielten Versionen. Die tägliche Notiz gliedert sich in sechs Bereiche:

  • Eigenschaften bzw. Properties (1) sind selbsterklärend. Ein Schlagwort, mit dem die tägliche Notiz einem Monat zugeordnet wird, wird automatisch beim Anlegen vergeben. Entweder per Kurzbefehl, oder mit der Vorlagenfunktion in Obsidian.
  • Datum und Navigationsbereich (2) geben der täglichen Notiz einerseits einen Namen bzw. Titel und sortieren sie zugleich zwischen dem Vortag und dem nachfolgenden Tag ein. Ein Link zur Aufgabenliste dazwischen ermöglicht den raschen Zugriff auf ebendiese. Und darunter befindet sich der Link für die Reise in die Vergangenheit. Damit kann man zu den täglichen Notizen des jeweiligen Tages aus den vergangenen Jahren gelangen.
  • Der Tagesplan (3) wurde bereits mehrfach hier im Blog ausführlich erklärt. Auch hier gilt stets, dass weniger mehr ist. Nebst täglichen Routineaufgaben befinden sich dort insbesondere die drei wichtigsten Aufgaben für den jeweiligen Tag und die anstehenden Termine. Routineaufgaben und Termine fügt der Kurzbefehl beim Anlegen der täglichen Notiz automatisch ein. Die Termine werden dabei aus der Kalender-App übernommen.
  • Der eigentliche Wissenseingang ist dann in den Notizen (4) zu finden. Dort werden neben den Logbucheinträgen auch interessante Links, Ideen oder Inspirationen niedergeschrieben. Die Verschlagwortung der Einträge dient dem besseren Wiederfinden im Zuge einer gezielten Suche oder bei der wöchentlichen Rückschau.
  • Die Daten (5) und die Tracklist (6) werden jeden Abend automatisch mit einem weiteren Kurzbefehl erzeugt. Die Daten beinhalten neben Informationen über Aufenthaltsort und Wetter primär Gesundheitsdaten aus der Gesundheit-App auf dem iPhone. Und in der Tracklist werden an diesem Tag gehörte Podcasts, Hörbücher und Musikstücke dokumentiert.

Tägliche Notiz im Laufe des Tages

Der Arbeitsablauf beim Erstellen und Bearbeiten der täglichen Notiz folgt einem eigenen Ritual. Der Zyklus beginnt meist am Vorabend mit dem Anlegen einer neuen täglichen Notiz mittels Kurzbefehl und der Planung des nächsten Tages. Der Kurzbefehl übernimmt Termine aus dem Kalender und tägliche Routineaufgaben automatisch. Weitere Aufgaben werden bei Bedarf aus der Aufgabenliste hinzugefügt und den gespeicherten Suchanfragen für all jene Notizen und Projekte, die mit den Tags #inArbeit oder #alsNächstes verschlagwortet wurden. Daraus wird der Tagesplan erstellt, wobei die Reihenfolge der Elemente den Ablauf bestimmen und somit das Planen in Zeitblöcken überflüssig machen. Jedenfalls werden die Grundstruktur für eine gute Tageseinteilung und die magische Dreierregel dabei berücksichtigt.

Während des Tages werden im Abschnitt Notizen laufend in Form eines interstitiellen Logbuch erledigte und bearbeitete Aufgaben und Projekte dokumentiert, sowie sonstige Notizen und interessante Links, Buchtipps, Ideen, Zitate oder Inspirationen niedergeschrieben. Zum Verlinken der Notizeinträge mit externen Quellen wie Internetseiten oder Dateien kommt Hookmark zum Einsatz. Schlagworte bzw. sogenannte Tags werden diesen Einträgen vorangestellt und erleichtern so das Wiederfinden zu einem späteren Zeitpunkt oder im Rahmen der wöchentlichen Rückschau und Durchsicht.

Die tägliche Notiz im Alltag

Schlagworte werden nach dem Sparsamkeitsprinzip genutzt. Es gibt dafür lediglich eine Handvoll Tags, die zum Einsatz kommen, wie beispielsweise #Link für Webseiten und Blogbeiträge oder Fachartikel, die ich zu einem späteren Zeitpunkt lesen möchte. Die Schlagworte #Idee und #Notiz sind selbsterklärend. Chronologische Logbucheinträge zur Dokumentation des Tags- und Arbeitsgeschehens bekommen keine Schlagworte.

Abends wird dann mit einem weiteren Kurzbefehl die tägliche Notiz um die oben erwähnten Daten und die Tracklist ergänzt. Dieser Kurzbefehl läuft über Automation selbständig jeden Tag zur selben Zeit.

Notizrückschau

Ein wichtiger Bestandteil bei der Nutzung der täglichen Notiz als Wissenseingang ist die wöchentliche Notizrückschau. Dabei werden meist am Freitagnachmittag oder Samstag die täglichen Notizen der vergangenen Woche mit Fokus auf die verschlagworteten Einträge durchgesehen. Ziel dieser Rückschau ist es, die gesammelten Notizeinträge hinsichtlich ihrer Relevanz nochmals zu überprüfen und dann für jene, die weiterhin relevant sind, eigene Notizen zu generieren.

Die Notizrückschau läuft stets nach demselben Schema in vier Schritten ab: Zunächst werden im ersten Schritt die gesammelten Informationen gesichtet. Anschließend wird im zweiten Schritt festgelegt, für welche Einträge bzw. Themen eigene Notizen erstellt werden. Das können beispielsweise ein Artikel aus dem Internet, zu dem der Link im Laufe der Woche notiert wurde, oder eine Idee für einen neuen Blogbeitrag sein. Im dritten Schritt wird dann die neue Notiz für das jeweilige Thema angelegt. Beispielsweise wird ein Link zu einem Artikel im Internet mit dem Obsidian Web Clipper im Vault zum späteren Lesen und weiteren Verarbeiten gespeichert. Und für die Idee zu einem neuen Blogbeitrag wird eine eigene Notiz mit den ersten Gedanken und Rechercheergebnissen dazu erstellt. Bestandteil dieses dritten Schrittes ist es, auch Querverbindungen zu bereits bestehenden, themenverwandten Informationen und Notizen im Vault herzustellen, sowie einen Eintrag in der Indexdatei anzulegen. Im vierten und letzten Schritt werden in den betroffenen täglichen Notizen Links zu den neu erstellten eigenen Notizen hergestellt. Und zwar anstelle oder ergänzend zu den dort notierten Einträgen, um Redundanzen und Doppeleinträge zu vermeiden.

Wesentlich erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass diese Notizrückschau tatsächlich wöchentlich durchgeführt wird. Denn es ist effektiver und zugleich auch effizienter, regelmäßig kleinere Mengen abzuarbeiten, statt gelegentlicher Marathons.

Fazit

Schreiben ist denken und lernen. In Obsidian ist die tägliche Notiz dafür ein ideales Hilfsmittel und kann als Ausgangspunkt für weitere, vertiefende Notizen im PKM-System genutzt werden. Daher machen tägliche Notizen deutlich mehr Sinn, wenn man sie nicht bloß zur Tagesplanung und Dokumentation des Tagesgeschehens verwendet, sondern zudem auch als zentralen Wissenseingang nutzt. Durch den damit verbundenen Aufbau von Wissen werden sie zu einem zentralen Bestandteil des PKM-Systems. Ein einfacher, auf das Wesentliche reduzierter Aufbau ist für die produktive Nutzung förderlich. Zu viele Spielereien sind zwar technisch beeindruckend, tragen aber selten zu mehr Produktivität im und mit dem PKM-System bei. Schlussendlich muss man jedoch selbst entscheiden, ob und wie man tägliche Notizen als zentrale Anlaufstelle für all das nutzen möchte, was man am jeweiligen Tag zu tun hat, was man erlebt, denkt, liest und lernt.

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