Produktivität
Schreibe einen Kommentar

Bullet Journaling in Obsidian

Bullet Journaling ist eine Organisationstechnik für die analoge Anwendung mit Notizbuch und Stift. In ihrer ursprünglich minimalistischen Form lässt sich diese Methode auch digital umsetzen. Wie das mit Obsidian, Markdown, sowie etwas CSS-Styling gelingt und wie man das Rapid Logging für das Interstital Journaling in der täglichen Notiz nutzen kann, wird in diesem Beitrag skizziert.

Ein Bullet Journal (abgekürzt mit BuJo bezeichnet) ist ein Organisationssystem, das Terminplanung, Aufgabenlisten, Tagebuch und Notizbuch vereint. Es wurde vor etwas mehr als zehn Jahren vom New Yorker Designer Ryder Carroll entwickelt. Das Grundkonzept basiert auf einem analogen System mittels Stift und Notizbuch, in dem das sogenannte Rapid Logging mit Aufzählungspunkten in einer bestimmten Symbolik – den sogenannten Bullet Points – verwendet wird. Beim Rapid Logging werden Informationen kurz und knapp notiert und zugleich mithilfe von Aufzählungszeichen strukturiert erfasst. Über die Symbole bekommt jeder einzelne Eintrag einen Kontext, wird also kategorisiert. Zudem wird damit auch der Status des jeweiligen Eintrags repräsentiert. Man sieht so also auf einen Blick, ob es sich bei dem Eintrag um eine Aufgabe, ein Ereignis oder eine Notiz handelt und ob die Aufgabe noch unerledigt, gerade in Bearbeitung oder bereits abgeschlossen ist.

Die zentralen Vorteile des Bullet Journaling sind Flexibilität und Fokus. Denn die Methode lässt sich komplett an die eigenen Bedürfnisse anpassen und hilft dabei, sich zu fokussieren und achtsamer zu planen.

Elemente in einem Bullet Journal

Neben dem sogenannten Daily Log, also den täglichen Notizen mit Aufgaben und Terminen gibt es in einem Bullet Journal auch ein Future Log mit einer Übersicht über die Termine, Aufgaben oder Projekte in den kommenden Monaten, ein Monthly Log meist in Form einer Kalenderansicht für einen Monat und Custom Collections für Leselisten, Gewohnheitstracking, etc.

Ein weiteres Element der BuJo-Methode ist die Migration. Darunter versteht man das bewusste Überprüfen und entweder Übertragen oder Anpassen bzw. Löschen von unerledigten Aufgaben und Projekten am Ende eines Tages, eines Monats oder eines Jahres. Diese Migration hilft dabei, einerseits Prioritäten zu setzen und andererseits stauen sich nicht Unmengen an unerledigten Aufgaben und Projekten an, die man ohnehin nicht abarbeiten kann oder will.

Digitale Variante

Eigentlich wurde das Bullet Journal für die Nutzung mit Stift und Papier für all jene entwickelt, die gerne analog arbeiten, ihre Planung individuell gestalten möchten oder eine Mischung aus Tagebuch, Kalender und To-do-Liste benötigen. Sucht man im Internet nach Bullet Journal, findet man eine Vielzahl an teils sogar künstlerisch gestalteten Beispielen mit Zeichnungen, verschiedenen Farben oder Handlettering. Ryder Carroll meinte dazu in Episode 107 des Focused-Podcast, dass diese intensive Gestaltungsarbeit zwar nicht dem ursprünglich minimalistischen Ansatz entspreche, jedoch jede und jeder für sich selbst herausfinden kann, wie man die BuJo-Methode am liebsten und zielführendsten anwenden möchte.

Aber was einst für analoge Nutzung gedacht war, lässt sich wunderbar digital adaptieren. Die Markdown-Syntax und das reine Textformat bieten sich für das Rapid Logging und den ursprünglich minimalistischen Ansatz des Bullet Journaling förmlich an.

Umsetzung mit Obsidian

Der leistungsfähige Markdown-Editor Obsidian eignet sich besonders gut für die digitale Variante eines Bullet Journals. Insbesondere aufgrund seiner Flexibilität und der Fähigkeit, tägliche Notizen samt Links zu anderen Dateien erstellen zu können. Die tägliche Notiz wird im BuJo-Jargon zum Daily Log. Und ganz im Sinne des Multi-Scale Planning-Ansatzes können dann Future Log und Monthly Log damit verlinkt werden. Es bleibt jedoch Geschmackssache, ob man diese Logs in Form einer mehrstufigen Planung mitführen möchte, oder ob man mit einer reduzierten Version aus täglichen Notizen und einer Aufgabenliste als Future Log auskommt.

Mir persönlich genügt die reduzierte Version. Die Bullet Points, also die Symbole für Kontext und Status der Einträge sind in meiner täglichen Notiz in der folgenden Notation umgesetzt:

BuJo-Keys mit Markdown

Dabei sind eine Reihe an Checkboxen im Einsatz, die es nicht standardmäßig in Obsidian gibt. Zusätzliche bzw. alternative Gestaltungsmöglichkeiten für Checkboxen können in Themes bzw. Farbschemata aus der Obsidian-Community enthalten sein. Beispielsweise hat das Minimal-Theme von Steph Ango einige alternative Checkboxen dabei.

Wenn man keine Farbschemata aus der Obsidian-Community verwendet, dann kann man sich mit individuellen CSS-Bausteinen behelfen, die man in den Einstellungen von Obsidian unter Darstellung auch in das Standard-Theme von Obsidian einbinden kann. Diese CSS-Bausteine werden in einem eigenen Verzeichnis im Obsidian-Vault gespeichert. Sobald man eine neue CSS-Datei im dafür vorgesehenen Ordner abgelegt hat, erscheint sie im Einstellungsdialog und kann aktiviert oder deaktiviert werden. Der Ordner, in dem man die CSS-Dateien ablegen kann, lässt sich über einen Klick auf das Ordner-Symbol rechts neben der Bezeichnung CSS-Bausteine aufrufen. Mit dem kreisförmigen Doppelpfeil links daneben kann man den Einstellungsdialog hinsichtlich der im Ordner abgelegten CSS-Dateien aktualisieren, sofern diese dort mal nicht oder unvollständig angezeigt werden.

CSS-Bausteine in den Einstellungen von Obsidian

Für meine Keys – so werden die verschiedenen Symbole als Bullet Points in der BuJo-Fachsprache genannt – nutze ich den CSS-Baustein custom-checkboxes.scss aus dem Theme AnuPpuccin von Anubis Nekhet, den ich im Obsidian Forum gefunden habe.

Selbstverständlich kann man auch eine ganz simple Zeichensprache dafür nutzen. Allerdings sind viele BuJo-typische Zeichen in der Markdown-Syntax mit Formatierungsbefehlen hinterlegt. So bedeutet zum Beispiel das gerne für verschobene Aufgaben genutzte Symbol > in der Markdown-Syntax, dass hier ein Zitat beginnt.

Rapid Logging & Interstitial Journaling

Einerseits füllt sich das Daily Log im Bullet Journal mit den Terminen und Aufgaben, die man sich für diesen Tag vorgenommen hat. Und andererseits erfasst man dazwischen wie in einem interstitiellen Logbuch mit der bereits erwähnten Rapid Logging-Methode strukturiert die eigenen Ideen, Gedanken und Notizen. Interstitial Journaling ist eine Tagebuch-Technik von Tony Stubblebine (Vorsicht: Paywall), die einen mit mehreren kurzen und prägnanten Einträgen durch den Tag begleitet. Es geht dabei um das Niederschreiben der eigenen Gedanken zu beispielsweise Aufgaben und Dingen, die man zu erledigen hat, oder Projekten, an denen man arbeitet bzw. die man als Nächstes angehen möchte und wie man ein Projekt in kleinere, besser bewältigbare Aufgabenpakete gliedern kann, etc. Anne-Laure Le Cunff meint, man sollte beim Interstitial Journaling auch Privates und nicht arbeitsrelevantes notieren, z.B. was einen ablenkt, ob man prokrastiniert und warum. Das Aufschreiben der eigenen Gedanken bietet eine ideale Gelegenheit für das Selbst-Feedback und es beruhigt zum einen den eigenen Geist und zum anderen entsteht ein produktiver Nutzen durch den Rückblick auf das Erledigte und den Ausblick auf die nächsten Aufgaben oder Schritte in einem Projekt.

Daily Log mit Obsidian in der täglichen Notiz

Die Vorgangsweise beim Interstitial Journaling ist denkbar einfach. Jedes Mal, wenn man eine Pause macht, notiert man das, was man gerade gemacht bzw. erledigt hat und was als Nächstes ansteht, was man gerade denkt, ob man abgelenkt wird bzw. wurde, oder wie man sich auf die nächsten Aufgaben vorbereitet und ergänzt dazu die Uhrzeit. Alles mittels Rapid Logging in möglichst kurzen, prägnanten Einträgen, die man untereinander in Form einer strukturierten Liste mit den Bullet Points laufend fortführt.

Fazit

Bullet Journaling wird häufig mit aufwendig künstlerisch gestalteten Notizbüchern und vielen bunten Stiften, die dafür benötigt werden, assoziiert. Aber weder sind Kenntnisse für das Handlettering notwendig, noch muss man gut zeichnen können. Denn man kann ein Bullet Journal auch minimalistisch und rein digital führen. Die Markdown-Syntax und Obsidian als leistungsfähiger Editor bieten sich dazu an. Verknüpft man in der digitalen Umsetzung das für das Bullet Journaling typische Rapid Logging mit der Technik des Interstital Journaling, entsteht in der täglichen Notiz in Obsidian im Laufe eines Tages ein chronologisches Logbuch, das nicht nur aus Terminen und Aufgaben besteht, sondern auch Ideen, Gedanken, Entdeckungen und sonstige Notizen beinhaltet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..