Ende April habe ich meinen Vault nach über zwei Jahren in iCloud Drive zu Obsidian Sync übersiedelt. Die Beweggründe waren primär in der zunehmend mangelhaften Verlässlichkeit der Synchronisation via iCloud Drive gelegen, was insbesondere in den letzten Monaten auch immer wieder zu nervigen Datenverlusten geführt hat. Eine Übersiedlung meines Vaults zu Obsidian Sync war also naheliegend und weitaus weniger kompliziert, als angenommen.
Obsidian Sync ist ein kostenpflichtiger Dienst von Obsidian, der den eigenen Vault zwischen mehreren Geräten synchronisiert. Das ist insbesondere dann interessant, wenn man Obsidian auf mehreren Geräten nutzen möchte und dafür keine Cloud-Lösung von anderen Anbietern verwenden will. Obsidian Sync bietet Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, individuelle Synchronisationseinstellungen für Ordner und Plugins, sowie eine Versionsverwaltung der Dateien, wodurch frühere Stände wiederhergestellt werden können.
Hinsichtlich Datenschutz ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung natürlich ein ohnehin unverzichtbarer Standard. Für die Verschlüsselung kommt AES-256 zum Einsatz, ein Standard, der beispielsweise auch beim Online-Banking verwendet wird. Sämtliche Sync Server werden von DigitalOcean im Auftrag von Obsidian betrieben. DigitalOcean ist ein in New York City ansässiger, international tätiger Anbieter und Betreiber von Cloud-basierten Internetlösungen. Die Sync-Server sind in den USA, Asien, Ozeanien und Europa verfügbar und werden beim Einrichten von Obsidian Sync entsprechend der jeweiligen IP-Adresse des Rechners automatisch ausgewählt. Man kann aber auch selbst bestimmen, welchen Server man nutzen möchte. Für europäische Nutzer stehen Server in Frankfurt am Main zur Verfügung. Auf einer Statusseite kann man sich über den aktuellen Betriebszustand der Sync Server informieren.
Der Weg zu Obsidian Sync ist nicht schwierig und man geht ihn am besten in drei Schritten:
Schritt 1 – Vorbereitung
Im ersten Schritt sollte man zunächst den Vault, den man mittels Obsidian Sync synchronisieren möchte, aus Cloud-Speichern wie iCloud, Dropbox, OneDrive oder Google Drive entfernen und rein lokal am Rechner ablegen. Dazu legt man sich zunächst auf der Festplatte des Rechners einen Ordner an, in den man dann den Vault verschieben kann. Dieses Verschieben klappt am besten mit der in Obsidian eingebauten Funktion Vault verschieben. Dazu öffnet man den Dialog Vaults verwalten links unten in der Seitenleiste und klickt dann auf die drei Punkte neben dem gewünschten Vault. Dort wählt man den Befehl Vault verschieben im Kontextmenü aus und anschließend den vorhin angelegten Ordner, in den der Vault verschoben werden soll.

Die Hilfeseite Switch to Obsidian Sync von Obsidian liefert dazu eine schrittweise Anleitung und ergänzend dazu auch Informationen, falls das Verschieben des Vaults nicht über die eingebaute Funktion klappen sollte.
Bevor man nun im zweiten Schritt Obsidian Sync einrichten kann, benötigt man – so nicht bereits vorhanden – einen Obsidian Account mit einem kostenpflichtigen Obsidian Sync Abo. Derzeit stehen für Obsidian Sync zwei Tarifvarianten zur Auswahl. Sync Standard beinhaltet für 4 US-Dollar pro Monate (bei jährlicher Bezahlung) ein Gigabyte Speicherplatz für einen Vault und eine Beschränkung von fünf Megabyte pro Datei, sowie eine Versionskontrolle über die letzten dreißig Tage. Sync Plus bietet hingegen für 8 US-Dollar pro Monat (bei jährlicher Bezahlung) zehn Gigabyte Speicherplatz für maximal zehn Vaults. Der Speicherplatz lässt sich bei Bedarf bis auf hundert Gigabyte aufstocken. Zudem beinhaltet dieser Tarif eine Versionskontrolle, die zwölf Monate zurückreicht und ein Limit von 200 Megabyte pro Datei. Details zu beiden Tarifen finden sich auf der Obsidian Website und in der online Hilfe unter Plans and storage limits.
Wenn der Vault in einem Ordner außerhalb eines Clouddienstes lokal auf dem Rechner untergebracht wurde und ein Obsidian Account mit Obsidian Sync Abo aktiviert wurde, dann kann es mit dem zweiten Schritt weitergehen.
Schritt 2 – Sync einrichten
Zuerst meldet man sich in den Einstellungen unter Allgemein und dort im Bereich Nutzerkonto beim Obsidian Account an. Danach aktiviert man ebenfalls in den Einstellungen unter Obsidian-Erweiterungen die eingebaute Erweiterung Sync und öffnet gleich deren Einstellungsdialog. Dort klickt man dann ganz oben neben Remote-Vault auf die Schaltfläche Auswählen und erstellt einen neuen Remote-Vault auf dem Sync Server, den man dort auch gleich auswählen kann. Der Name dieses Remote-Vault kann durchaus derselbe sein, wie der vom lokalen Vault, den man dann dorthin synchronisiert. Das ist sogar meiner Meinung und bisherigen Erfahrung nach, sowie aus Gründen der Übersichtlichkeit eine gute Entscheidung, insbesondere auch dann, wenn man Obsidian URI und das Advanced URI-Plugin nutzt. Schließlich legt man vor dem Erstellen des neuen Remote-Vault noch ein Passwort für die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung fest.
Als Nächstes verbindet man den lokalen Vault mit dem neuen Remote-Vault auf dem Sync Server. Dazu klickt man im Sync-Einstellungsdialog neben dem neu angelegten Remote-Vault auf die Schaltfläche Verbinden gibt das zuvor definierte Passwort für die Verschlüsselung ein und klickt auf Unlock vault. Theoretisch könnte man jetzt sofort mit der ersten Synchronisation beginnen. Es wird allerdings empfohlen, dass man zuvor noch die Einstellungen für die Selektive Synchronisation festlegt und dem Gerät in den Sync-Einstellungen einen Namen gibt.

In den Einstellungen von Obsidian Sync kann man unter Selektive Synchronisation Ordner innerhalb eines Vaults definieren, die dann nicht synchronisiert werden. Weiters können verschiedene Dateitypen, wie beispielsweise Bilder, PDF-Dateien oder Videos, wahlweise synchronisiert werden, oder eben nicht.
Im Abschnitt Vault-Konfiguration synchronisieren direkt darunter wird festgelegt, welche Einstellungen und Plugins ebenfalls synchronisiert werden sollen. Praktisch ist, dass dort auch der Einstellungsverlauf mit protokolliert wird, sodass man bei Problemen auf einen zuvor gespeicherten Stand zurückgreifen und diesen wieder herstellen kann. Neben den allgemeinen Einstellungen und den Darstellungseinstellungen lassen sich auch Tastenkürzel und Erweiterungen synchronisieren.

In meinen Sync-Einstellungen sind alle Optionen aktiviert, sodass der Vault komplett mit allen Einstellungen, sowie aktivierten und installierten Erweiterungen synchronisiert wird. Natürlich kann man die Einstellungen an der selektiven Synchronisation jederzeit wieder ändern und anpassen. Allerdings setzen solche Änderungen immer auch einen Neustart der App voraus, bevor sie dann tatsächlich greifen.

Sobald nun alles für die erste Synchronisierung eingestellt ist, kann es losgehen. Dazu klickt man nun in den Sync-Einstellungen ganz oben unter Sync Status auf die Schaltfläche Fortfahren. In der Statusleiste der App unten rechts wird der aktuelle Sync Status angezeigt. Sobald die Synchronisierung abgeschlossen ist, wird ein grüner Kreis mit einem Häkchen darin angezeigt. Während einem Syncvorgang ist dieser Kreis lila und zwei sich drehende Pfeile darin symbolisieren die aktive Synchronisierung. Wenn man mit dem Mauszeiger auf den Syncstatus in der Statusleiste fährt, bekommt man beim grünen Symbol den Hinweis Fully Synced und beim lila Symbol Indexing … angezeigt. Ein Klick auf das Sync-Symbol öffnet ein Kontextmenü, über das man die Synchronisierung pausieren und auf diverse Einstellungen direkt zugreifen kann.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Statussymbole und -anzeigen. Eine genauere Beschreibung dazu bietet die Obsidian Hilfeseite unter Status icon and messages.
Schritt 3 – Andere Geräte synchronisieren
Sobald der lokale Vault einmal vollständig mit dem Remote-Vault auf dem Obsidian Sync Server synchronisiert wurde, kann man den Remote-Vault auch mit weiteren Geräten synchronisieren. Plattformübergreifend und unabhängig vom Betriebssystem, versteht sich von selbst.
Auf dem nächsten Gerät öffnet man in Obsidian den Vault Switcher und wählt dort auf einem Smartphone oder Tablet Setup Obsidian Sync aus, auf einem Mac, PC oder Linux-Rechner klickt man neben Mit Obsidian Sync verbinden auf die Schaltfläche Einrichten. Anschließend muss man sich in den Obsidian Account einloggen und das Passwort für die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingeben. In der Liste der Remote-Vaults wählt man dann jenen aus, den man auf das Gerät synchronisieren möchte und klickt daneben auf Verbinden. Anschließend wird man nach dem Namen für den neuen lokalen Vault gefragt, den man aus den zu Beginn von Schritt 2 genannten Gründen gleich wie den Remote-Vault bezeichnen sollte und klickt auf Erstellen. Nun prüft Obsidian die Verbindung und das Sync-Abo und würde anschließend mit der Synchronisierung loslegen wollen. Davor sollte man aber zunächst in den Einstellungen der App die Optionen für den Sync festlegen und daher dorthin wechseln. Sobald alle Einstellungen vorgenommen wurden, kann man dann nach einem Neustart der App in den Einstellungen unter Sync bei Sync Status mit einem Klick auf Fortfahren die Synchronisierung starten.
Fazit
Für meinen Vault, der derzeit ungefähr 950 Megabyte groß ist und etwas mehr als 5.600 Dateien umfasst, hat die erste Synchronisierung ungefähr fünf Minuten gedauert. Auch das erstmalige Verbinden mit meinem iPhone ging ebenso flott. Das machte also Hoffnung, dass die Synchronisierung zwischen meinem Mac und meinem iPhone mit Obsidian Sync schneller und zuverlässiger funktionieren würde, als über iCloud Drive.
Nach mittlerweile gut zwei Wochen mit Obsidian Sync hat sich herausgestellt, dass die Zuverlässigkeit mit Obsidian Sync tatsächlich deutlich besser ist. Aber mitunter ist der Sync wirklich langsam. Vor allem am iPhone dreht das lila Sync-Rädchen gefühlt eine Ewigkeit und zwar unabhängig davon, ob ich über WLAN oder Mobilfunk mit dem Internet verbunden bin.
Zu Problemen kam es bisher nur – und das war auch bei iCloud Drive schon so – mit dem Plugin Language Tool Integration. Aber nach dem Deaktivieren der ständigen, automatischen Rechtschreibprüfung war das behoben. Man muss dann eben die Rechtschreibprüfung bei Bedarf per Klick oder Befehl über ein Dokument laufen lassen. Dennoch gilt auch bei Obsidian Sync die inoffizielle und nicht dokumentierte Regelung, dass man Obsidian am besten auf den mobilen Geräten beendet, sobald man die App dort nicht mehr benötigt. Damit lassen sich Konflikte bei der Synchronisierung und Datenverlust weitgehend ausschließen.
Zusammenfassend kann also vorerst festgehalten werden, dass Obsidian Sync hinsichtlich der Zuverlässigkeit und der Sicherheit der Dateien durch die Versionskontrolle deutliche Vorteile gegenüber iCloud Drive hat. Was aber die Geschwindigkeit betrifft, ist Obsidian Sync in meiner Wahrnehmung sogar etwas langsamer.
Abschließend sei noch erwähnt, dass die Hilfeseite von Obsidian für das Einrichten und den Betrieb von Obsidian Sync eine gute Anlaufstelle ist. Dort sind unter Introduction to Obsidian Sync alle relevanten Informationen und Anleitungen abrufbar.
Guten Tag Thomas,
danke für Deine schönen und interessanten Artikel.
Ich habe mich auch schon mehrfach mit dem OBS-Sync beschäftigt. Auch ich nutze seit Jahren iCloud als Sync-Medium und habe nur gute Erfahrungen gemacht. Ich synce damit mehre Vaults meiner Frau und mir und das funktioniert ganz prima.
Backup als 2. Fallschirm über den CarbonCopyCloner auf ein weiteres Web-Medium.
Mich würde interessieren, wie es bei der Nutzung von iCloud als Sync-Medium zu Datenverlust kommen kann. Das stellt ja iCloud generell infrage und hier habe ich bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Bei dem OBS Sync sehe ich den Nachteil der Begrenzung des Datenvolumens, aber den Vorteil der synchromisierten mobilen Endgeräten, wenn mehrere User den gleichen Vault verwenden sollen.
Liebe Grüsse
Andreas
Hallo Andreas, das Problem mit iCloud war in meinem Fall der neuen Funktion für das Herunterladen kompletter Ordner auf Mobilgeräte geschuldet. Wenn ich am Mac eine Datei bearebitet habe und dann etwas später auf dem iPhone wieder darauf zugegriffen habe, dann ist es mitunter vorgekommen, dass die Änderungen vom iPhone nicht beim Mac angekommen sind und auch umgekehrt, dass Änderungen am Mac gar nicht zum iPhone durchgesynct wurden. Insebsondere dann, wenn die App derweil am iPhone im Hintergrund geöffnet war, wurde nicht korrekt Synchronisiert. Wie das passieren kann und woran das genau liegt, kann ich nicht sagen. Diese Probleme habe ich nun mit Obsidian Sync nicht mehr. Was die Limits für Dateien betrifft, verstehe ich Deine Bedenken. Ich habe aber noch einen alten Sync-Account (der lag jetzt tatsächlich gut eineinhalb Jahre lang brach), bei dem es diese Limits damals nicht gab.
Spannend!
Besteht bei der Nutzung von Obsidian Sync dennoch die Möglichkeit der Integration von Kurzbefehlen?
Ich bin nämlich genau deswegen (weil ich diese nicht missen wollte), mit meinem ganzen Setup von iCloud auf Syncthing umgezogen.
Es gibt seit kurzem eine neue iOS App „Synctrain“, mit welcher eine brauchbare Hintergrundsyncronisierung angestartet werden kann (und ja, die funktioniert wirklich :))
Ich hab jetzt also einen geteilten Obsidian Vault MacOS, iOS mit Kurzbefehlen und Linux mit einer zentralen Syncthing Instanz, an der alle angestöpselt sind.
Grüße
Danke für die interessanten Artikel!
hanspeter
Lokal am Mac funktionieren die Siri Shortcuts, wenn man das Verzeichnis, in dem der Vault liegt, entsprechend anpasst. Am iPhone wird ja auch eine lokale Kopie des Vaults aus Obsidian Sync abgelegt. Die findet man in der Dateien-App in der Rubrik „Auf meinem iPhone“ und dort im Ordner „Obsidian“. Dieser Ordner hat natürlich eine andere Verzeichnis-Adresse, als der am Mac. Ich hab’s noch nicht gemacht, aber ich werde einfach meine Shortcuts mit einer Gerätespezifischen Abfrage zu Beginn versehen, die dann je nach Gerät die Verzeichnis-Adresse zum Vault an eine Variable übergibt, damit dann auch die Dateien, etc. korrekt gefunden werden. Alternativ kann man natürlich auch Actions4Obsidian nutzen, womit sich diese Dinge umgehen lassen und noch einige Funktionen mehr zur Verfügung stehen, wenn man die braucht.
Schade das Sie Self-hosted LiveSync nicht ausprobiert haben. Da ich kein Englisch kann bekomme ich es nicht zum laufen.
Da meine Vault schon über 1 GB groß ist ist Obsidian Sync zu teuer für mich. Habe ja eine Cloud, die nur einmal was gekostet hat. Muß leider manuell die Daten von meiner Vault dort sichern.
Ja ich muss zugeben, dass ich mich mit LiveSync überhaupt nicht beschäftigen konnte – biser jedenfalls aus Zeitgründen. Aber es ist nich ausgeschlossen, dass ich das in Zukunft mal probieren werde.