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Open Source & offene Dateiformate

Open-Source-Software und die Nutzung offener Dateiformate sind eine digitale Haltung, die auf Freiheit, Unabhängigkeit und Zusammenarbeit basiert. Open Source Technologie und offene Standards sind das Fundament für das Internet und viele Produkte des täglichen Gebrauchs. Auch in meinen Arbeitsabläufen setze ich gerne sogenannte FOSS-Apps ein. Aber was ist Open Source eigentlich und woher kommt es?

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Open Source

Quelloffene Software, bzw. Open-Source-Software hat zwei wesentliche Charakteristika: zum einen ist der Quellcode öffentlich zugänglich und kann von jedermann eingesehen und geändert werden, zum anderen kann sie unter Einhaltung von Lizenzbedingungen kostenlos genutzt und verteilt werden. Die Idee von Open-Source-Software geht auf die Freie-Software-Bewegung aus den 1980er-Jahren und die von Richard Stallman damals gegründete Free Software Foundation zurück. Der Begriff Open Source wurde in den 1990er-Jahren eingeführt, um durch öffentlich zugänglichen Quellcode und die kollektive Intelligenz einer globalen Entwicklergemeinschaft anstelle von proprietärer Software zu fördern. Inspiriert vom Open-Source-Gedanken hat die Open-Bewegung auch andere Bereiche erreicht, zum Beispiel den Hardware-Bereich mit Open-Source-Hardware, oder freie zugängliche Inhalte im Rahmen von Open Content und Open Access. Letzteres bietet freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen wissenschaftlichen Materialien im Internet, ohne Paywalls.

Geschichtliche Entwicklung

Die historischen Wurzeln von Open Source reichen bis in die Anfangszeit der Computerentwicklung zurück. Software wurde in den 1960er und 1970er-Jahren häufig frei geteilt und gemeinsam weiterentwickelt. Beispielsweise bei der Entwicklung von Unix durch Ken Thompson und Dennis Ritchie am Bell Labs. Unix war damals zwar proprietär, aber die Architektur und der Quellcode wurden intern geteilt und verbessert. Diese Art der Sharing-Kultur war ein entscheidender Beitrag für die Entstehung der Open Source-Bewegung. Auch die frühen Tage des ARPANET, dem Vorläufer des Internet, basierten zu einem großen Teil auf Unix. Viele Wissenschafter nutzten damals Unix, um gemeinsam Software zu entwickeln und zu verbessern. Es war ein offenes Miteinander, das in den 1980er-Jahren durch zunehmende Kommerzialisierung unter Druck geriet. So hatten damals populäre Betriebssysteme wie beispielsweise MS-DOS keinen offenen Quellcode. Als Reaktion darauf initiierte Richard Stallman 1983 das GNU-Projekt, dessen Ziel es war, ein frei verfügbares Unix-ähnliches Betriebssystem zu schaffen. 1985 gründete er die Free Software Foundation und prägte die Idee freier Software dahingehend, dass die Programme jeder nutzen, studieren, verändern und weitergeben darf. In den 1990er-Jahren entstand daraus die Open Source-Bewegung, die mit der Gründung der Open Source Initiative im Jahr 1998 auch politisch und wirtschaftlich an Bedeutung gewann.

Das Betriebssystem Linux, das von Linus Torvalds ab 1991 entwickelt wurde, war zunächst unter einer proprietären Lizenz erschienen und wurde erst später unter der GNU General Public License veröffentlicht und somit Open Source. Berühmte Open-Source-Projekte wie Linux, Apache oder später Mozilla Firefox zeigten eindrucksvoll, dass offene Entwicklungsmodelle funktionieren. Heute ist Open Source ein integraler Bestandteil der digitalen Welt – von der Infrastruktur des Internets bis zu Anwendungen in Forschung, Bildung und Industrie. Übrigens muss Open-Source-Software nicht immer kostenlos sein, wie beispielsweise die Projektmanagement-Software OpenProject, oder das Backup-Tool Duplicati zeigen.

Marginale Unterschiede

Open-Source-Software ist – wie oben erwähnt – aus der Free Software hervorgegangen. Beide Begriffe werden oft synonym verwendet. Auch wenn die Gemeinsamkeiten überwiegen, gibt es dennoch feine Unterschiede. Diese Unterschiede zwischen Free Software und Open-Source-Software liegen weniger in der Software bzw. dem Code selbst, als vielmehr in der dahinterstehenden Haltung. Während bei Open-Source-Software ebendiese und die freie Verfügbarkeit des Quellcodes, zu dessen Weiterentwicklung im Vordergrund stehen und eine breitere Palette von Lizenzen akzeptiert werden, fokussiert die Free Software Bewegung auf die Freiheit der Nutzer im Umgang mit der Software und in der Kontrolle der eigenen Datenverarbeitung. Software wird dabei als gesellschaftliches Thema betrachtet und die Entscheidung für oder gegen freie Software als ethische und soziale Frage diskutiert. Beide Bewegungen verbindet die Wertschätzung für quelloffenen Code und der Aufbau eines freien Softwareökosystems. Das manifestiert sich auch im beliebten Akronym FOSS, das für Free and Open-Source-Software steht und von Anhängern beider Sichtweisen akzeptiert und genutzt wird. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Open-Source-Software eher technisch ausgerichtet und an einer offenen, kollaborativen Entwicklung der Software an sich interessiert ist. Free Software geht noch darüber hinaus und schließt in das Konzept der quelloffenen Software auch die Rechte der Nutzer und deren Freiheit mit ein.

Offene Dateiformate

Es ist naheliegend, dass FOSS-Apps primär offene Dateiformate zum Speichern der erzeugten Daten und Dateien nutzen. Offene Dateiformate sind eine wichtige Alternative zu proprietären Formaten. Während proprietäre Formate oft Herstellerabhängig sind (z.B. Dateiformate von Microsoft Office, wie XLSX und DOCX), sind die Spezifikationen für offene Formate, ähnlich dem Quellcode von Open-Source-Software und freier Software öffentlich und frei zugänglich und werden üblicherweise unter Aufsicht eines unabhängigen Gremiums entwickelt. Flexibilität und Interoperabilität durch die Verwendung offener Standards und Strukturen sind für offene Dateiformate charakteristisch und ermöglichen den Datenaustausch und die Datenverarbeitung in verschiedenen Anwendungen, unabhängig von Plattformen oder Betriebssystemen, was zudem die Abhängigkeit von spezifischen Softwarepaketen reduziert und zugleich die Datenportabilität verbessert.

Berühmte Beispiele für offene Dateiformate sind das reine Textformat (.txt), das leichtgewichtige Markdown-Format (.md) zur Textformatierung, die Beschreibungssprache HTML für Internetseiten, die Extensible Markup Language XML und die JavaScript Object Notation JSON zum Übertragen von Daten, das OpenDocument Format für Office-Dokumente, MP3 für Musikdateien, oder PNG für Grafik- und Bilddateien. Im Bauwesen ist der offene Standard IFC (Industriy Foundation Classes) zur Beschreibung von digitalen Gebäudemodellen mit der Building-Information-Modelling-Methode mittlerweile weit verbreitet. Dieser offene Standard beinhaltet auch ein Dateiformat und wird von buildingSMART definiert und in einer ISO-Norm dokumentiert.

Das Portable Document Format (PDF), das ursprünglich von Adobe entwickelt wurde und mittlerweile von der PDF-Association weiterentwickelt wird, sowie das beliebte Grafikformat JPEG sind ebenfalls plattformunabhängige, offene Dateiformate. Eine Liste aller offenen Dateiformate kann auf dieser englischsprachigen Wikipedia-Seite eingesehen werden.

Obsidian ist nicht Open Source

Der vielseitige Markdown-Editor Obsidian nutzt zwar das offene Dateiformat Markdown und darf zudem auch kostenlos verwendet werden, ist aber nicht Open Source. Das eine schließt das andere nämlich nicht zwingend mit ein bzw. aus. Die Mitgründerin von Obsidian, Erica Xu (aka Silver) hat dazu im Obsidian-Forum geschrieben, dass Open Source weder automatisch mehr Sicherheit oder eine schnellere Verbesserung der App bedeutet, noch ein Garant dafür ist, dass ein Projekt bzw. eine Software ewig verfügbar sein wird. Zudem bedeutet Open Source bei weitem mehr, als den Quellcode beispielsweise auf GitHub zu veröffentlichen, was ein kleines Entwicklerteam, wie jenes von Dynalist auch rasch überfordern kann.

Mit Ausnahme eines öffentlich zugänglichen Quellcodes erfüllt Obsidian jedoch einige andere Kriterien einer FOSS-App. Neben dem offenen Dateiformat sind nämlich auch Plattformunabhängigkeit, der Zugriff auf die erzeugten Dateien über die normale Dateiverwaltung des jeweiligen Betriebssystems und die grundlegende Haltung, dass Dateien wichtiger sind, als die Apps, mit denen sie erstellt werden, durchaus auch typisch für Open Source und freie Software. Auch das offene Ökosystem mit einer Vielzahl an Plugins und Erweiterungen aus der Nutzer-Community ist ein solches Charakteristikum, das Obsidian erfüllt. Allerdings ist der Quellcode der App selbst sozusagen Closed Source und damit ist das wesentlichste Merkmal für Open Source bzw. Free Software nicht erfüllt.

FOSS-Apps in meinem Setup

Meine täglichen Arbeitsabläufe insbesondere am Mac bereichern einige FOSS-Apps. Neben Firefox als Internetbrowser sind NetNewsWire für RSS-Feeds, Skim als PDF-Werkzeug, MarkEdit für Textdateien, Calibre für die E-Book-Verwaltung und LibreOffice, sowie die Grafik-App Pinta im Einsatz.

Die Menüleistenwerkzeuge Calendr für den raschen Terminüberblick, Stats zum Visualisieren von Systemdaten und Ice zum Ein- und Ausblenden von Menüleisten-Apps bieten ebenfalls praktische Unterstützung. Und auch für das Fenstermanagement am Mac gibt es mit Loop eine brauchbare Open Source Alternative. Allerdings verfügen die Bordmittel von macOS hierfür über ausreichenden Funktionsumfang, so dass dedizierte Apps zu diesem Zweck fast schon überflüssig geworden sind.

Fazit

Open Source und offene Dateiformate sind kein modischer Trend. Sie sind mindestens so alt, wie die Computer selbst und das Ergebnis von Jahrzehnten der Innovation in der kollaborativen Entwicklung von Software. Die Vision einer offenen und frei zugänglichen Softwarelandschaft beinhaltet auch die Unabhängigkeit von Softwareherstellern und proprietären Formaten. Gerade was die Langlebigkeit von Daten und Dateien betrifft, wird man nur mit offenen Dateiformaten, die man plattformunabhängig und lokal am eigenen Rechner nutzen kann, auch noch in ein paar Jahrzehnten Zugriff auf die eigenen Daten haben.

Doch nicht nur im privaten Bereich sollte man verstärkt auf Open Source und Free Software setzen. Auch in der öffentlichen Verwaltung passiert diesbezüglich einiges, wie die jüngsten Bestrebungen in Dänemark und Schleswig-Holstein zeigen. Auch wenn hinsichtlich einer Open Source Strategie hierzulande noch wenig passiert, ist zumindest im aktuellen Regierungsprogramm 2025 bis 2029 auf Seite 201 eine verstärkte Nutzung von Open-Source-Software in Abstimmung mit europäischen Partnern verankert. Denn schließlich ist die Förderung von Open Source genau das, was Europa braucht um in digitalen Belangen selbständiger und unabhängiger zu werden.

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