Projektmanagement
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Das Empire State Building: Top und Flop im Projektmanagement

Foto by Jiuguang Wang

[Gastbeitrag von Neil Stolovitzky] Um auffällige Gebäude ranken sich meistens auch Geschichten. Einige Gebäude sind sogar von so grosser Bedeutung, dass sie Einfluss auf die Gesellschaft geübt haben oder es immer noch tun. Das trifft auch auf das Empire State Building zu – in den 30er Jahren bekannt als Symbol der Hoffnung in einem krisengeplagten Amerika. Von einem Projektmanagement-Standpunkt aus betrachtet, gehört das Empire State Building zu den Projekten, in denen die Motivation den Ausschlag für den Projekterfolg gibt und dessen Ruf in der Geschichte von Top zu Flop pendelte.

Wie fast jedes Mammutprojekt, hat das Empire State Building über die Jahre hinweg nicht nur einen Imagewandel, sondern auch eine Imageerweiterung durchgemacht. Von seinem ursprünglichen Image als Wirtschaftssymbol ist es zu einem globalen Symbol für Nachhaltigkeit avanciert und dass neuerdings mit grünem Stempel.

Vision
Ausschlaggebend für den Bau war das Wettbewerbsverhalten der zwei amerikanischen Wirtschaftsmogule Walter Chrysler (Chrysler Corporation) und Jakob Raskob (dem Gründer von General Motors). Die beiden wollten sehen, wer das höchste Gebäude bauen könnte. Raskob gewann am Ende mit seinem Empire Projekt den Höhenkampf und schuf somit nicht nur ein Gebäude, sondern auch ein Symbol.

Für über 40 Jahre stellte das Empire State Building symbolisch technischen Fortschritt und wirtschaftliche Macht zur Schau und hielt für diesen Zeitraum auch den Titel des “Grössten Gebäudes der Welt”. Getreu der beabsichtigten Symbolwirkung schaffte das Empire State Building während der Wirtschaftskrise Tausende von Arbeitsplätzen. Es bot ein architektonisches Novum an Funktionalität gepaart mit monumentaler Bauweise und der Beabsichtigung moralisches Empfinden voranzutreiben und gleichzeitig Macht zu demonstrieren.

Ausführung
Der Architekt William Lamb (Shreve, Lamb & Harmon) erstellte die Pläne in weniger als zwei Wochen (basierend auf einem vorhandenen Entwurf). Von Anfang an war es erklärtes Ziel, möglichst das Gebäude möglichst schnell fertigzustellen. Das Empire State Building wurde während des Höhepunkts der grossen Depression gebaut und in einer Rekordzeit von weniger als nur 18 Monaten erbaut. Involviert waren über 3400 Arbeiter und ein Kostenvolumen von mehr als 30 Millionen Euro ($40,948,900). Offiziell öffnete das Gebäude mit über 100 Stockwerken, 6500 Fenstern, 73 Aufzügen und 1860 Stufen (von der Strassenebene bis zum 102. Stockwerk) am 1. Mai 1931 seine Türen.

Top und Flop: Empty State Building
Die Ausführung war ein voller Erfolg und konnte als höchstes Konstrukt der Welt den entsprechenden Titel für sich einnehmen. Trotzdem war das Gebäude nicht auf ganzer Linie erfolgreich und musste mit den Schattenseiten seiner Entstehungszeit kämpfen. Es galt mit einer Leerstandsrate von 50% für 20 Jahre sogar als finanzieller Flopp und kämpfte mit dem Spitznamen “Empty State Building”. Flop und Top im gleichen Moment stehen für ein interessantes Beispiel im Projektmanagement, das zeigt: Der Erfolg eines Projekts korreliert nicht unmittelbar mit dem erfolgreichen Abschluss eines Projekts. Ein Wirtschaftssymbol ohne Wirtschaftlichkeit ist ein Paradoxon, verwundert bei unbegrenzten Möglichkeiten aber nicht.

Erfolg
Trotz des finanziellen Mankos der Anfangsjahre wurde das Empire State Building in der Mundpropaganda zum achten Weltwunder und bestimmendes Element für die New Yorker Skyline. Die Popularität und die immensen Touristenströme rühmen nicht nur von der ikonischen Brisanz, sondern auch von zahlreichen Filmen, die dem Gebäude zusätzlich zu Popularität verhalfen. Ein Beispiel hier ist der Filmklassiker King Kong, in dem gleichnamiger Riesenaffe mit seiner Primatenumklammerung des Gebäudes nicht nur Filmgeschichte schreibt, sondern auch die Grössendimension demonstriert.
Aus Symbolcharakter und Größe ließ sich im Laufe der Jahre auch Kommerz schlagen. So wurde die Fassade des Gebäudes im Jahre 1964 mit Flutlichtern ausgestattet, welche anlässlich besonderer amerikanischer Feiertage wie zum Beispiel St. Patrick’s Day (grüne Beleuchtung) oder als Frank Sinatra verstarb (blaues Licht) in den New Yorker Himmel strahlen.

Im Juli diesen Jahres hat das Empire State Building mit einer 20 Millionen Dollar teuren Renovierung seine Rolle neu und umweltfreundlich definiert. Medienwirksam wurden die Vorteile umweltfreundlicher und energiesparender Umbauten präsentiert. Der Erfolg und die Bekanntheit des Empire State Buildings leben vom permanenten und zeitgemässen Wandel, Symbolik und Anspruch als Inspiration für eine bessere Gesellschaft zu stehen, machen Erfolg und Beliebtheit aus und gehen weit über das Gebäude als Projekt hinaus.

Fun Fact
Wussten Sie, dass das Empire State Building mit einer Projektmanagement-Lösung zusätzlich bis zu 374 112.886 Euro ($511,861.25) hätte einsparen können? Diese Berechnung beruht auf der Annahme, dass 50% des Projekt Budgets für Arbeitskosten eingeplant wurden, von denen 10% unwirtschaftlich als Produktivitätsverlust zu verbuchen waren. Die Kostenersparnis basiert auf der Grundannahme, dass Projekt Management Software bei Unternehmen Produktivitätsverluste von etwa 25% verhindern kann.

Freie Übersetzung von Julia Schulte-Göbel. Originaltext in englischer Sprache von Neil Stolovitzky. Neil arbeitet seit 10 Jahren in der IT Branche und hat Erfahrungen in den Bereichen Business Development, Software-Auswahl und Channel-Strategien. Er hat zahlreiche Artikel und White Papers über Enterprise Resource Planning (ERP), den Dienstleistungssektor, Project Portfolio Management, Professional Services Automation, IT-Governance und die Entwicklung neuer Produkte veröffentlicht. Derzeit arbeitet Neil als Senior Solution Specialist für Genius Inside. Neil’s PM Box Blog erreichen Sie unter http://pmbox.geniusinside.com,

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