Projektmanagement
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Was ist Nachhaltigkeit?

Woher kommt eigentlich der Begriff Nachhaltigkeit und was hat das mit dem Projektmanagement und der Planung von Bauwerken zu tun? Ist Nachhaltigkeit etwas ganz Neues oder eigentlich schon ein alter Hut? Wann machen Nachhaltigkeitszertifikate für Bauwerke Sinn? Fragen, die mich bei der Vorbereitung auf meinen Beitrag zum ICC 2012 in Innsbruck beschäftigen und zu denen ich hier erste Gedanken niederschreibe … 

Im 18. Jahrhundert taucht der Begriff Nachhaltigkeit im Bereich der Forstwirtschaft erstmals auf. Hans Carl von Carlowitz schreibt 1713 in einer Publikation erstmals von der „nachhaltenden Nutzung“ der Wälder. 1972 erwähnt der Club of Rome in seinem Bericht über „Die Grenzen des Wachstums“ die Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit einem „Zustand des globalen Gleichgewichts“.

In der freien Enzyklopädie Wikipedia kann man zum Begriff Nachhaltigkeit unter anderem folgendes nachlesen:

Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise regeneriert werden kann. Im ursprünglichen Wortsinn … stammt das Wort von ,nachhalten‘ mit der Bedeutung ,längere Zeit andauern oder bleiben‘. Im derzeitigen Sprachgebrauch beinhaltet der Begriff, dass auch in anderen Bereichen etwas andauern, bleiben, nachwirken oder haltbar sein kann oder soll – noch lange, nachdem es gebaut oder in Bewegung gesetzt wurde.

Im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung wird 1987 der Begriff Nachhaltigkeit so geprägt:

Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.

Folgt man dem integrativen Nachhaltigkeitsmodell, so kann der Begriff Nachhaltigkeit als Schnittmenge aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem verstanden werden. Jedoch für das Bauwesen passender ist das gewichtete Säulenmodell nach Prof. Stahlmann. In diesem Modell wird auf dem Fundament der Ökologie (natürliche Ressourcen und Klima) die Nachhaltigkeit von den drei Säulen Ökonomie, Kultur und Soziales getragen. Dadurch sollen eine stärkere Gewichtung der Ökologie ausgedrückt und die kulturellen Aspekte des Bauens mit einbezogen werden. Eine vierte Säule zur Berücksichtigung der Gesundheit wird in aktuellen Diskussionen häufig gefordert.

Säulenmodell nach Stahlmann, erweitert um die Säule der Gesundheit

Die Nachhaltigkeit kann also als Summe aus Ökologie, Ökonomie, Kultur, Soziales und Gesundheit zusammengefasst werden. Moderne Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Bauen betrachten so genannte Qualitätsebenen. Meist sind dies die ökologische, ökonomische, soziokulturelle, funktionale, technische Qualität und die Prozess- sowie Standortqualität (z.B. nach DGNB oder ÖGNI). Da aber jedes Bauwerk ein Unikat darstellt ist ein einziger Bewertungsmaßstab für alle Gebäudetypen unmöglich. Nachhaltigkeit ist – jedenfalls für Bauwerke – nicht allgemeingültig definierbar. Daher werden für verschiedene Gebäudetypen (z.B. Wohngebäude, Büro-/Verwaltungsbauten, etc.) unterschiedliche Kriterien bewertet bzw. auch die Qualitätsebenen anders gewichtet. Ob das jedoch ausreichend ist, oder ob es sinnvoller ist, Nachhaltigkeitskriterien für jedes Bauprojekt individuell anhand des Säulen- oder eines Schnittmengenmodells anzupassen, ist Zündstoff in vielen Diskussionen zu diesem Thema. Besonders „gefährlich“ erscheint jedenfalls eine Bewertung eines bereits realisierten Bauwerks anhand eines gewissen Schemas, ohne dass bei der Planung dieses Bauwerks entsprechend auf die Nachhaltigkeit Rücksicht genommen wurde.
Vielmehr ist jedenfalls die Schärfung des Bewusstseins wichtig, dass ohne nachhaltige Planung auch nicht nachhaltig gebaut werden kann. Das bloße Bekenntnis zu nachhaltigem Bauen oder ein nachträglich erworbenes Nachhaltigkeitszertifikat sind Marketingmaßnahmen und haben mit Nachhaltigkeit im eigentlichen Sinne wenig zu tun.

Weiteres zum nachhaltigen Planungsprozess gibt’s dann ab Mitte November im Tagungsband zum ICC 2012 und auch hier auf meiner Website …

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