Dass Nachhaltigkeit über bloße Energieeffizienz von Gebäuden hinausgeht, ist mittlerweile (vermutlich) ausreichend bekannt und wurde hier auch schon beschrieben. Denn Nachhaltigkeit umfasst eben neben ökonomischen Kriterien (und zu diesen gehört die Energieeffizienz letztendlich auch, denn dort sollte sie sich nämlich spürbar auswirken) auch ökologische, soziale, kulturelle und gesundheitliche Kriterien. Und jedes Mal, wenn man mit Auftraggebern über dieses Thema spricht, landet man relativ rasch bei der Frage, was denn diese Nachhaltigkeit (gemeint ist damit eine nachhaltige Planung und Umsetzung) bei einem Bauprojekt eigentlich kostet?
Eine umfassende und statistisch fundierte Aussage kann man dazu – zumindest derzeit – seriöser Weise noch nicht abgeben. Noch liegen zu wenige nach diesen Kriterien ausgewertete Projekte vor. Aber was es bis dato bereits zu beziffern gibt, sind ein paar grundsätzliche und gleichermaßen grobe Anhaltswerte in Form von Verhältnissen der Kostenanteile, die durch eine nachhaltige Planung und Umsetzung verursacht werden.
Die Kosten, die Nachhaltigkeit bei einem Bauprojekt verursacht, können in drei Kostenbereiche gegliedert werden:
- Prozesskosten: Die Prozesskosten beinhalten primär jene Kosten, die für die zusätzlichen Planungs-, Beratungs- und Konsulentenleistungen für die eigentlichen nachhaltigen Maßnahmen anfallen. Dazu gehören neben den Architekten- und Ingenieurleistungen beispielsweise auch jene für eine Gebäudezertifizierung und die dafür erforderlichen Auditorenleistungen, Dokumentationen, Messungen, ökologisches Bauproduktmanagement, etc.
- Kosten der baulichen Umsetzung: In die Gruppe der Kosten für die bauliche Umsetzung fallen alle jene Kosten, die aus dem Titel einer nachhaltigen Abwicklung der Baustelle (z.B. Maßnahmen für staub- bzw. lärmarme Baustelle) bis hin zu den zusätzlichen Aufwänden für ökologische Baustoffe anfallen. Diese Kosten sind idealer Weise in den Leistungsumfängen der bauausführenden Auftragnehmer möglichst in eigenen Leistungspositionen erfasst, um damit auch klar und eindeutig zuordenbar zu sein.
- Kosten der nachhaltigen Maßnahmen: Zu den Kosten der eigentlichen nachhaltigen Maßnahmen gehören jene, die zum Beispiel für energieeffiziente Maßnahmen anfallen. Zur besseren Übersicht kann dieser Kostenbereich in drei Teilbereiche gegliedert werden:
- Kosten für Energieeffizienzmaßnahmen (z.B. Geothermieanlagen, Eisspeicheranlagen, etc.)
- Kosten für sozifunktionale Maßnahmen (z.B. Fahrradkomfort, Thermischer Komfort, gesundheitsverbessernde Maßnahmen wie Innenraumlufthygiene udgl.)
- Kosten für technische Maßnahmen (z.B. Schallschutz, Wartungs-/Bedienungsfreundlichkeit, Rückbaubarkeit, etc.)
Die Kosten für Nachhaltigkeit sind in Summe als Teilbudget der Gesamt- bzw. Errichtungskosten eines Bauwerks zu verstehen. Dieses Teilbudget verästelt sich in nahezu alle Kostenbereiche eines Bauprojekts von der Aufschließung über die Bauwerkskosten für Rohbau, Technik und Ausbau, die Einrichtung und die Außenanlagen bis hin zu den Kosten für die Planungs- und Nebenleistungen.
Die obige Abbildung zeigt, wie sich die Kosten für Nachhaltigkeit bei einem Bauprojekt als Teilbudget der Gesamt- bzw. Errichtungskosten hinsichtlich ihrer Größenordnungen zueinander verhalten (können). Natürlich wird es dazu vermutlich Schwankungen bzw. auch Abweichungen geben, wenn in Zukunft Auswertungen mehrer Projekte unterschiedlicher Größenordnungen vom Einfamilienhaus bis zum Krankenhaus vorliegen.
Artikelbild: “Origami Geld Tasse” von Dominik Meissner auf flickr.com