Noch vor 10 Jahren wurde auch hierzulande intensiv nach neuen, alternativen Möglichkeiten der Projektabwicklung insbesondere bei Hochbauprojekten gesucht und geforscht. Vor allem Modelle aus dem angloamerikanischen Sprachraum, die in den 1990er-Jahren nach Mitteleuropa geschwappt sind, erfreuten sich großer Beliebtheit in Publikationen und für Pilot- bzw. Versuchsprojekte. Aber was ist heute, 10 Jahre später als Altnative zu den traditionellen Abwicklungsmodellen davon geblieben, oder was hat sich durchgesetzt?
Ich nehme die Antwort gleich mal vorweg: nichts, nichts ist davon geblieben oder hat sich gar durchgesetzt. Bei den öffentlichen Auftraggebern haben alternative Projektabwicklungsmodelle wie Maximalpreismethode, fast track & Co. außer einem interessierten Kopfschütteln keinerlei Reaktionen hervorgerufen. Und private Bauherren und Investoren haben nach wenigen zaghaften Versuchen erkannt, dass diese alternativen Projektabwicklungsmodelle den Traum vom nachtragsfreien Projekt zum billigen Fixpreis auch nicht erfüllen können (Stichwort „garantielose Garantie„). Sogar Hybridformen aus Maximalpreis und klassischer Einzel- oder Generalunternehmervergabe haben keine signifikanten Erfogschancen gegenüber den traditionellen Methoden.
Dabei bietet sogar das europäische Vergaberecht in seiner aktuellen Fassung für öffentliche Auftraggeber ausreichend Möglichkeiten, alternative Projektabwicklungsmodelle sinnvoll und effizient anzuwenden. Aber man muss fairer Weise dazu sagen, dass es natürlich weitaus bequemer ist, bereits Bewährtes immer wieder einzusetzen, um das sprichwörtliche Rad nicht neu erfinden zu müssen. Der Stress in den Projekten ist ohnehin groß genug. Also blieben viele (gute) Ideen in der Schublade oder verkümmern bestenfalls als Add-ons zu Pauschalpreisverträgen.
Während sich beispielsweise in der IT-Branche und in der Softwareentwicklung in den letzten Jahren neue, agile Vorgehensmodelle wie Scrum etablieren und alte Strukturen aufgebrochen werden, stagniert die Weiterentwicklung der Projektabwicklungsmodelle in der Baubranche. Dabei würden gerade in der Planungsphase von Bauprojekten agile Abwicklungsansätze großes Potenital bieten. Aber das macht ein Umdenken und Neugestalten der Planungsprozesse erforderlich und wird daher von vielen Planern und deren Interessensvertretungen meist von vorneherein kritisch gesehen. Und so lange sich die Bestrebungen bei der Weiterentwicklung der Projektabwicklungsmodelle auf die Vertragsgestaltung zwischen Auftraggeber und bauausführende Auftragnehmer beschränken, ohne dabei Planungs- und Managementprozesse einzubeziehen, werden wir keine nachhaltigen Verbesserungen erarbeiten können. Und so bleibt eben alles (vorerst) beim alten …
Bildnachweis: Das Artikelbild “Alternative cams” wurde von nastasja db auf Flickr unter einer Creative Commons Lizenz (CC BY-NC 2.0) veröffentlicht.