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Titel und Dateinamen für Notizen

Ordnung ist das halbe Leben, meinte einst Heinrich Böll und schloss gleich die Frage an, woraus dann die andere Hälfte bestehen mag? Die Antwort könnte Organisation lauten. Denn ohne Organisation ist die beste Ordnung auch wieder nur die halbe Miete. Deshalb ist für das persönliche Wissensmanagementsystem (kurz: PWS) die Organisation der Notizen ein zentraler Bestandteil. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Bezeichnung der Notizen, also der Dateinamen bzw. der Titel.

Titel und Dateinamen einer Notiz sind eigentlich dasselbe und deshalb nicht nur in Apple’s hauseigener Notizen-App identisch. Bloß dass dort der Dateiname gar keine Rolle spielt, weil man außerhalb der App auf die einzelnen Notizen keinen Zugriff hat, außer man exportiert sie.
Verwendet man ein anderes System, wie etwa Obsidian, dann ist der Dateiname zunächst selbstredend die Bezeichnung der Markdown-Datei. Zusätzlich ist dieser Dateiname dann aber auch gleich der Titel und somit die erste Überschrift in der Notiz. Das kann man in den Einstellungen von Obsidian unter DarstellungErweitertZeige Titel in Notiz je nach Wunsch ein- und ausschalten. Den Titel kann man auch im YAML-Frontmatter der Notiz bzw. neuerdings (ab Version 1.4.5) auch in den Properties eintragen. Darüber hinaus versteht Obsidian auch alternative Titel, sogenannte Alias-Bezeichnungen.

Inhaltsabhängige Bezeichnung

Egal ob Dateiname bzw. Titel oder Alias, man sollte daraus sofort erkennen können, worum es in der Notiz geht. Dabei ist es wichtig, zu lange und epische Bezeichnungen jedenfalls zu vermeiden und sich stattdessen kurzzuhalten. Denn in der Kürze liegt die sprichwörtliche Würze. Der Dateiname bzw. Titel einer Notiz ist folglich die kürzeste Form des Inhalts der Notiz. Aliases dürfen gerne auch etwas länger ausfallen.

Das Herausdestillieren des Dateinamens bzw. des Titels und der Aliases aus dem Inhalt kann zum Beispiel mit der Ein-Satz-Methode erfolgen. Der Inhalt einer Notiz wird in einem Satz zusammengefasst und im zweiten Schritt durch weiteres Komprimieren daraus der Titel und der Dateinamen der Notiz abgeleitet.

Für die Notiz zu diesem Blogbeitrag habe ich zum Beispiel den Dateinamen bzw. Titel Notizen_TitelUndDateinamen.md und als Alias „Titel und Dateinamen für Notizen“ verwendet.

Formale Kriterien

Während es für die Aliases zur Notiz eigentlich keine formalen Kriterien, außer das Gebot der Kürze gibt, sollte man beim Titel bzw. Dateinamen ein paar Details beachten und sich am besten für das eigene Wissensmanagementsystem eine Dateinamenskonvention zurechtlegen.

Grundsätzlich vermeide ich Leerzeichen in Dateinamen. Statt Leerzeichen kann man beispielsweise mit Bindestrichen oder Unterstrichen arbeiten. Groß- und Kleinschreibung sind erlaubt. Für die Dateinamen in meinem Obsidian-Vault verwende ich gerne die CamelCase-Methode. Unter CamelCase versteht in Anlehnung an die Höcker eines Kamels einen Großbuchstaben innerhalb eines Wortes, um damit semantische Bestandteile zu betonen. Zum Beispiel, wenn man mehrere Wörter zu einem zusammenzieht, wie „TitelUndDateinamen„.

Man kann auch eine Blockstruktur für Dateinamen verwenden. Eine einfache Syntax dafür wäre Thema_Inhalt.Suffix, also beispielsweise Notizen_TitelUndDateinamen.md. Damit geht aus dem Dateinamen hervor, dass es sich dabei um das Thema Notizen handelt und der Inhalt der Datei etwas über Dateinamen für Notizen enthält.
Vorangestellte Kurzbezeichnungen für verschiedene Notiztypen, wie beispielsweise Literaturnotizen, sind ein weiteres Strukturelement. So können zum Beispiel alle Literaturnotizen zu Büchern mit der Kurzbezeichnung Buch_versehen werden. Die Datei Buch_4000-Wochen.md wäre dann die Notiz zum Buch „4000 Wochen“ von Oliver Burkman.

Sortierung vs. Ordner

Häufig sieht man auch eine Art Referenznummer im Dateinamen. Obsidian hat dafür sogar eine eigene Funktion mit an Bord, mit der in jedem Dateinamen beim Anlegen der Datei automatisch ein eindeutiger Zeitstempel eingebaut wird. Zudem gibt es verschiedene numerische Ordnungssysteme, um damit die Notizen eindeutig zu bezeichnen und zugleich mittels fortlaufender Nummerierung eine Zuordnung über diese Referenznummer zu einem Thema oder einer Rubrik zu ermöglichen. Die Zettelkasten-Methode verwendet solche Referenznummern für die Bezeichnung von Notizen.
Manche gehen damit soweit, dass dadurch eine Ordnerstruktur überflüssig wird, weil man die notwendige Ordnung im PWS mittels Sortierung über die Dateinamen erreichen könnte.

In meinem Obsidian-Vault verwende ich keine Referenznummern oder Zeitstempel in den Dateinamen. Stattdessen verwende ich eine Ordnerstruktur für Themengebiete, in die Notizen einsortiert werden.

DOS-Dreieck

Neben der Dateinamenskonvention und der Ordnerstruktur kommen auch Schlagworte – also Tags – bei der Organisation der Notizen zum Einsatz. Es entsteht somit ein Organisationsdreieck aus Dateiname, Ordner und Schlagwort – das DOS-Dreieck.

Schlagworte bieten die Möglichkeit, mehrere Notizen zu einem Thema, die in unterschiedlichen Ordnern innerhalb des PWS abgelegt wurden, über eine zusätzliche Ebene erreichbar zu machen. Zum Beispiel liegen alle Notizen zum Thema Produktivität im gleichnamigen Ordner und alle zum Thema Obsidian in einem weiteren Ordner. Über Schlagworte können nun Notizen aus beiden Ordnern zu spezifischen Themen wie beispielsweise GTD gefunden werden.

Ordner sind meiner Meinung nach ein unverzichtbares Strukturelement in einem PWS. Denn während das Versehen einer jeden Notiz mit einem oder mehreren Schlagwörtern mitunter mühsam ist und auch leicht vergessen werden kann, ist es relativ unproblematisch, Notizen in Ordnern abzulegen. Zudem vergisst man das auch seltener und kann in Obsidian überhaupt recht praktisch neue Notizen gleich in dem Ordner anlegen, in dem man gerade arbeitet.

Fazit

Leider bin ich oft recht inkonsequent mit der Bezeichnung meiner Notizen. Insbesondere Dateinamen vernachlässige ich oftmals sträflich. Hier gibt es in meinem Obsidian-Vault also noch etwas Luft nach oben. Dabei ist es gar nicht so schwierig, gute und sprechende Dateinamen mit der oben beschriebenen Ein-Satz-Methode zu entwickeln.

Aliases – also alternative Bezeichnungen – setze ich oft ein, denn damit lassen sich beim Verlinken zwischen Notizen die schöneren Links erzeugen, als bloß über die Dateinamen. Meist fügen sich die über ein Alias erzeugten Links dann auch besser in den Text einer Notiz ein.

Was die anderen beiden Elemente aus dem DOS-Dreieck betrifft, ist mein Vault schon ganz gut aufgestellt. Die Ordnerstruktur und eingesetzten Schlagworte stelle ich beizeiten mal in einem eigenen Blogbeitrag vor. Wichtig ist, dass man dabei auch immer die Wiederauffindbarkeit im Blick behält. Und zwar nicht nur über die Suchfunktion, sondern, auch wenn man mal rasch eine Notiz in einem Ordner über den Dateiexplorer im Verzeichnisbaum suchen möchte.

Und natürlich dürfen sich Ordnungssysteme auch im Laufe der Zeit weiter entwickeln. Ordner und Schlagworte können umbenannt, ergänzt oder auch gelöscht werden. Schließlich ist ein digitales PWS nicht in Stein gemeißelt 😉

2 Kommentare

  1. Lieber Thomas,

    ich bin Obsidian-Neuling, habe über ein halbes Jahrhundert kein System dokumentiert oder konsequent genutzt, aber langsam komme ich dazu und bin auf Obsidian gestoßen. Ich verschlinge deine Blogbeiträge, auch wenn ich oft nicht alles verstehe. Dieser hier ist einleuchtend und lässt mich von Anfang an vieles richtig machen. Vielen Dank dafür und gerne mehr Beiträge oder gerne auch mal einen Einsteigerkurs.

    Viele Grüße
    Thomas

    • Danke, Thomas! Freut mich sehr! Werde über den Einsteigerkurs nachdenken. Weitere Beiträge rund um Obsidian wird es hier sicher noch geben. Der nächste ist gerade am fertigwerden 😉

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