Es gibt Menschen, denen begegnet man mehr oder weniger zufällig und versteht sich mit ihnen auf Anhieb. So als wären sie schon immer da und es nie anders gewesen. Solche Begegnungen und Menschen sind rar. Umso schmerzlicher ist es, wenn es einen von ihnen plötzlich nicht mehr gibt.

Stephan List war so ein Mensch, dem ich beim PM-Camp in Dornbirn im November 2011 begegnet bin. Er hatte eine interessante Session zum Thema Getting Things Done und ist mir daraus heute noch mit dem Zitat „a fool with a tool is still a fool“ im Ohr. Wir haben uns sofort gut verstanden und es wurden noch ein paar PM-Camps mehr, die wir gemeinsam besucht haben.

Stephan hatte auch einen Bezug zu Graz. Denn in der Nähe von Graz gibt es ein großes Papierwerk und da er in der Papierindustrie tätig war, hatte er dort immer wieder zu tun. Zudem hat er seine Dissertation an der Universität in Graz geschrieben und hier promoviert. Er hat oft davon gesprochen, seiner Alma Mater wieder einmal einen Besuch abstatten zu wollen. Und natürlich auch den umliegenden Kneipen. Es gab dazu schon konkrete Pläne für den Sommer 2016, aber wie es häufig ist im Leben, kommt etwas dazwischen.
Ein Jahr zuvor, im Juni 2015 durfte ich Stephan in seiner Heimat in Ravensburg besuchen. Stephan und seine Frau Daniela waren großartige Gastgeber. Es war ein herrlicher Sommerabend und wie immer voll mit guten Gesprächen.

Seinen ToolBlog habe ich regelmäßig gerne gelesen und vermisse ihn, seit Stephan vor ein paar Jahren dort den dauerhaften Wartungsmodus aktiviert hat. Interessante Zeiten hat mir ehrlich gesagt weniger zugesagt. Religion ist nicht so mein Ding. Oder besser gesagt, waren wir bei diesem Thema sehr unterschiedlicher Auffassung. Aber das hat Stephan nicht gestört. Und mich auch nicht. „Lets agree to disagree“, meinte er lässig. So war es auch und das war gut. Er hatte nie den Anspruch, recht zu haben oder etwas besser zu wissen. Selbst wenn das tatsächlich so war. Die Gespräche und Diskussionen mit ihm waren stets auf Augenhöhe und humorvoll. Man konnte wunderbar mit ihm lachen. Ich erinnere mich gerne an die gemeinsame Podcast-Episode für seinen ToolBlog-Podcast, die wir irgendwann kurz vor Weihnachten 2014 aufgenommen haben. „Mach’s gut“, sagte er immer zum Abschluss unserer Telefonate, Videokonferenzen und Treffen.

Leider wurden unsere Begegnungen und unser Austausch über die Jahre hinweg seltener und sind irgendwann abgebrochen. Schade. Denn jetzt gibt es keine Gelegenheit mehr, nochmals mit ihm zu plaudern und ein Bierchen zu trinken. Das wurde mir schmerzlich bewusst, als ich gestern erfahren habe, dass Stephan in der vergangenen Woche verstorben ist. Traurig.
Auch wenn sich unsere Wege nur für die kurze Zeit von ein paar Jahren gekreuzt haben, waren es jedes Mal schöne Begegnungen, die ich gerne in Erinnerung behalte und für die ich dankbar bin. Mach’s gut, Stephan!