Technik

Apple’s neue Klassik-App

Im Sommer 2021 hat Apple Primephonic, einen Streaming-Dienst für klassische Musik gekauft und im September desselben Jahres vom Netz genommen. Bereits damals wurde angekündigt, dass Apple auf Basis von Primephonic eine eigene App für das Streaming von klassischer Musik herausbringen will. Diese Woche war es endlich so weit: Apple’s neue Klassik-App ist erschienen.

Apple Music Classical

Mit dem neuen Dienst Apple Music Classical und der zugehörigen Klassik-App erweitert Apple das Musik-Streaming-Angebot in seinem Portfolio. Um in den Genuss von Apple Music Classical zu kommen, benötigt man ein Apple-Music-Abo. Wenn man bereits Abonnent ist, fallen dafür keine zusätzlichen Kosten an und man kann den neuen Dienst uneingeschränkt nutzen.

Apple behauptet, dass man mit Apple Music Classical Zugriff auf den größten Klassik-Katalog der Welt hat. Dieser Zugriff wird durch eine speziell für Klassik entwickelte Suche und eine auf klassische Musik zugeschnittene Benutzeroberfläche erleichtert. So ist es mit der Klassik-App möglich, mehrere Aufnahmen eines Werks mit verschiedenen Orchestern, Dirigenten oder Solisten zu finden. Darüber hinaus kann man in verschiedenen Werkeverzeichnissen und nach Opusnummern suchen. Hinsichtlich Audioqualität bietet Apple Music Classical über den gesamten Service hinweg Lossless Audio mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit/192 kHz.

Erster Eindruck

Als Liebhaber klassischer Musik habe ich mich auf die neue App schon sehr gefreut. Ehrlich gesagt hatte ich damit schon etwas früher gerechnet, nämlich zur letztjährigen WWDC 2022. Umso schöner, dass es die neue Klassik-App seit dieser Woche endlich gibt.

Mein erster Eindruck ist allerdings etwas gespalten. Zum einen finde ich es toll, dass es nach dem Ende von Primephonic wieder einen dedizierten und vor allem brauchbaren Streaming-Dienst für klassische Musik gibt – noch dazu aus dem Hause Apple und als Bestandteil von Apple Music. Wirklich gut gelungen ist die Suchfunktion in der Klassik-App. Das Suchen in einem Suchergebnis ist bei der Eingrenzung auf der Suche nach einem Werk sehr hilfreich. Die Qualität der Suchergebnisse wird von umfangreichen Metadaten beeinflusst, die Apple zu den Werken, Stücken, Sätzen, Titeln, Komponisten, Solisten, Orchestern, Dirigenten und noch vielem mehr in den Klassik-Katalog liebevoll eingearbeitet hat.

Zum anderen ist der Dienst, was die Funktionalität der App betrifft, etwas hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Ja, ich muss tatsächlich ein bisschen jammern bzw. schimpfen, denn nach diesem langen Zeitraum, seit der Primephonic-Akquise, fehlen doch ein paar wesentliche Funktionen für ein schöneres, runderes Erlebnis in der alltäglichen Nutzung der Klassik-App.

Schmerzlich vermisst werden derzeit noch die Versionen der Klassik-App für das iPad und den Mac. Natürlich kann man die iPhone-App am iPad installieren und dann im iPhone-Modus verwenden. Aber es ist eben keine vollwertige App für diese Geräteplattform.

In der App selbst fehlt die Rubrik Zuletzt hinzugefügt in der Mediathek. Hinzugefügte Alben werden in der Mediathek der Klassik-App nicht wie in der Musik-App gleich direkt unterhalb der Rubriken-Liste angezeigt, sondern man gelangt dort nur über die Rubriken Alben, Playlisten, Titel oder Künstler:innen hin. Zudem kann man die Mediathek in der Klassik-App nicht nach den eigenen Anforderungen über ein Bearbeiten-Menü anpassen, so wie das in der Musik-App möglich ist.

Mediathek (links), Albenliste (Mitte) in Apple’s Klassik-App, Darstellung der zuletzt hinzugefügten Alben in der Musik-App (rechts)

Alle Alben und Titel, die man in der Klassik-App zur Mediathek hinzufügt, landen ebenfalls auch in der Mediathek in der Musik-App. Entfernt man dann in der Musik-App ein Klassik-Album, dann verschwindet das auch in der Klassik-App aus der Mediathek, sofern es dort auch vorhanden war. Es wirkt so, als wäre die Klassik-App kein eigenständiger Dienst, sondern ein etwas anderer Blick auf Apple’s Musik-Dienst generell. Aber eben mit einem speziellen Klassik-Fokus.

Ein weiteres Manko hinsichtlich Funktionalität ist die fehlende Downloadmöglichkeit. Downloads bleiben weiterhin der Musik-App vorbehalten. Wer also im offline-Modus klassische Musik hören möchte, kann das nur mit der Musik-App.

Fazit

Die für klassische Musik optimierte Suche und Benutzeroberfläche gefallen schon auf Anhieb. Dass klassische Werke nicht immer in das für die Pop-, Jazz- oder Rockmusik gut funktionierende Song- bzw. Track-Schema passen und stattdessen Sätze und Titel Verwendung finden, ist in der neuen Klassik-App auch gut umgesetzt. Bleibt also zu hoffen, dass Apple bald die erwähnten, derzeit noch fehlenden Funktionen und App-Versionen für iPad und Mac nachreicht und vielleicht sogar eine Merkfunktion für Alben und Titel einbaut, die man später noch anhören möchte.