Produktivität

Die Fokusspirale

Auf den ersten Blick haben der goldene Schnitt und die Fibonacci-Folge nicht wirklich etwas mit Produktivität zu tun. Doch bei genauerer Betrachtung offenbart sich ein Zusammenhang und es entsteht ein metaphorisches Gedankenmodell für eine ausgewogene, wohlproportionierte Produktivität als Grundlage einer fokussierten Arbeitsweise.

Es gibt sie in der Natur, in der Kunst und man findet sie auch an Bauwerken. Man kann sie mathematisch beschreiben und geometrisch darstellen. Die Rede ist von Spiralen. Einer besonderen, kreisförmigen Kurve, die sich von einem Punkt – dem Zentrum – ausgehend von ebendiesem kreisförmig entfernt. Oder umgekehrt, sich entlang dieser kreisförmigen Kurve dem Zentrum annähert.

Spiralformen

Spiralen treten in verschiedenen Formen auf. Die wohl bekannteste Form der Spirale ist die Schnecke. Deshalb wird die Spirale auch als Schneckenlinie bezeichnet und man sollte sie nicht mit der Schraub- bzw. Wendelkurve verwechseln.
Eine weitere Form der Spirale ist die archimedische Spirale, die eine sehr regelmäßige Form aufweist, wie sie beispielsweise beim Aufrollen einer Yogamatte oder eines gleichmäßig dicken Teppichs entsteht. Darüber hinaus gibt es auch kompliziertere Formen der Spirale, wie die hyperbolische Spirale, die logarithmische Spirale, oder die Klothoide – auch Cornu-Spirale genannt – die zwei asymptotische Punkte besitzt und als Übergangsbogen von Geraden zu Kurven im Straßenbau verwendet wird.
Neben den zweidimensionalen Spiralen existieren auch räumliche Spiralen, wie die konische Spirale oder die Kugelspirale.

Spiralen in Kunst und Natur

In der Natur sieht man die Spirale – wie bereits erwähnt – beispielsweise in Form von Schneckenhäusern. Als Motive in Ornamenten auf oder in romanischen und gotischen Säulen-Kapitellen findet man die Spirale auch in der Kunst.

Natürliche Spiralen treten häufig in logarithmischer Form auf und beruhen meistens auf der mathematischen Beschreibung der Fibonacci-Folge. Benannt nach dem im 12. und 13. Jahrhundert lebenden, italienischen Mathematiker Leonardo Fibonacci, beschreibt diese Folge ein natürliches Wachstumsmuster, das auf Addition basiert. In dieser Folge, die mit 0 und 1 beginnt, werden die Zahlen stets durch Addition der beiden vorherigen erzeugt. So entsteht eine unendliche Folge aus den sogenannten Fibonacci-Zahlen, die der Schreibweise 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, etc. folgt.

Die goldene Spirale

Die Fibonacci-Folge findet sich auch im sogenannten Goldenen Schnitt wieder. Je größer die Fibonacci-Zahlen beim Fortschreiben der Folge werden, um so mehr nähert sich der Quotient aus zwei benachbarten Fibonacci-Zahlen dem Teilungsverhältnis des Goldenen Schnittes.

Näherungsweise Darstellung der goldenen Spirale mit Viertelkreisen anhand der Fibonacci-Zahlen; Quelle: Romain

Der Goldene Schnitt ist ein seit der Antike bekanntes Konzept der stetigen Teilung einer Strecke in zwei Teilstrecken, wobei sich die längere Teilstrecke zur kürzeren Teilstrecke so verhält, wie die Gesamtstrecke zur längeren Teilstrecke. Das sich daraus ergebende, goldene Teilungsverhältnis ist eine dimensionslose, irrationale Zahl und beträgt 1,6180339887.
Den Zusammenhang zwischen der Fibonacci-Folge und dem goldenen Teilungsverhältnis hat Johannes Kepler entdeckt. Kepler war ein deutscher Astronom und Mathematiker, der im 16. und 17. Jahrhundert lebte und unter anderem auch hier in Graz lehrte.

Der Goldene Schnitt in der Kunst

Dem goldenen Schnitt begegnet man in der Kunst in vielfältiger Art und Weise. So wird er zum Beispiel in der Architektur als Instrument der ästhetischen Proportionierung verwendet. Er findet sich in antiken Bauwerken wie dem Pantheon in Rom gleichermaßen, wie im alten Rathaus von Leipzig, einem Bauwerk aus der Renaissance.

Auch in der Literatur und der Musik wird der goldene Schnitt angewendet. Beispielsweise soll der ungarische Komponist und Pianist Béla Bartók den Aufbau seiner Werke danach gestaltet haben. Und in einem Klavierstück von Karlheinz Stockhausen wurde die Fibonacci-Folge bewusst zur Proportionierung verwendet.

Die goldene Spirale kann man auch in Leonardo da Vinci’s Mona Lisa entdecken. Und in der Fotografie wird der goldene Schnitt für die Bildgestaltung eingesetzt. Apropos Fotografie, dort gibt es eine sogenannte Fokusspirale, mit der man den Fokus manuell anhand einer Skala durch Drehen am Fokusring einstellen kann.

Fokusspirale in der Produktivität

So eine Fokusspirale, die man als goldene Spirale interpretieren könnte, bietet sich natürlich auch als Metapher zur Beschreibung der Produktivität an. Denn ein ausgewogenes, wohlproportioniertes und gut aufeinander abgestimmtes Verhältnis von Produktivitätsmanagement und Produktivitätsfaktoren ermöglicht effektives und fokussiertes Arbeiten.

Für diese metaphorische Beschreibung werden zwei goldene Spiralen ineinander verschlungen. Die eine steht für das Produktivitätsmanagement mit seinen Elementen Mensch, Methoden und Werkzeuge und die zweite für die Produktivitätsfaktoren Ziele, Fähigkeiten/Kenntnisse und Arbeitsweise. Im Zentrum bildet sich der Fokus aus, wenn die Elemente und Faktoren in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.

Fokusspirale als metaphorisches Gedankenmodell für eine ausgewogene Produktivität

Fazit

Aus diesem Gedankenmodell kann man schlussfolgern, dass beispielsweise die Werkzeuge für das Produktivitätsmanagement auf die eingesetzten Methoden abgestimmt sein müssen, aber auch in einem ausgewogenen Verhältnis zu den Arbeitsweisen und individuellen Fähigkeiten bzw. Kenntnissen stehen sollten. Passt das nämlich nicht zusammen, ist es also nicht gut proportioniert aufeinander abgestimmt, kann man sich letztendlich nicht vollständig fokussieren, weil man nach wie vor damit beschäftigt ist, dieses ausgewogene Verhältnis herzustellen. Der Fokus bleibt sozusagen unscharf, verschwommen und ist für tief konzentriertes, produktives Arbeiten unzureichend.