Technik

Dynalist Inc. – die Firma hinter Obsidian

Obsidian ist noch gar nicht alt. Erst seit 2020 gibt es die App in einer öffentlichen Beta-Version und im Herbst 2022 erfolgte der offizielle Release. Aber wer steckt eigentlich hinter Obsidian? Wer sind die Entwickler und wo sitzt das Unternehmen? Was ist die Philosophie der Firma? Fragen, die man über eine App wie Obsidian, der man so viele Informationen anvertraut, durchaus stellen darf, um ein bisschen mehr über den Hintergrund zu erfahren.

Ursprünglich war Obsidian ein Nebenprojekt von Erica Xu, die eine perfekte Notizen-App für ihre eigenen Notizen entwickeln wollte. Hauptberuflich arbeitete Erica Xu zu dieser Zeit an der seit 2015 am Markt befindlichen App Dynalist, die sie gemeinsam mit Shida Li entwickelt hat. Die beiden hatten sich zuvor Anfang der 2010er-Jahre an der Universität von Waterloo in Kanada kennengelernt.

Anfangsjahre

Als Erica Xu und Shida Li im Juni 2015 die Firma Dynalist Inc. mit Sitz im kanadischen Toronto gegründet haben, waren sie nicht nur Firmeninhaber, sondern auch für die Entwicklung und Wartung ihrer App Dynalist alleine verantwortlich. Während sich Shida Li um das Backend, die Infrastruktur, die Server- und Datenbank-Administration der App gekümmert hat, beschäftigte sich Erica Xu mit dem Design der App, der Arbeit am Frontend und dem Support.

Screenshot von Dynalist

Dynalist ist eine App für Aufgaben und Notizen in Listenform. Durch das Listenformat lassen sich Aufgaben und Notizen in ihre kleinsten Bestandteile zerlegen. Es entsteht somit eine hierarchisch strukturierte Liste, wie bei einem Outline. Seit Sommer 2020 wurde Dynalist jedoch nicht mehr weiter entwickelt, wie das Changelog und die Roadmap auf einem öffentlichen Trello-Board verraten. Vermutlich deshalb, weil der Tätigkeitsschwerpunkt der beiden Entwickler sich schon damals komplett zu Obsidian verschoben hatte.

Integrierte Denkumgebung

Im März 2020 – zu Beginn der Covid-Pandemie – veröffentlichten Erica Xu und Shida Li eine private Beta-Version von Obsidian. Und nur kurze Zeit später ist im Mai 2020 die erste öffentliche Beta-Version erschienen. Die Idee zu Obsidian hatte Erica Xu bereits zwei Jahre zuvor. Im Jahr 2018 beendete sie ihre bis dahin erfolglose Suche nach einer App zur Verwaltung ihrer eigenen Notizen in einem persönlichen Wissensmanagementsystem und machte sich an die Arbeit, die perfekte Notizen-App selbst zu entwerfen. Das war die Geburtsstunde von Obsidian. Während der Covid-Pandemie begann dann die eigentliche Entwicklung der Software. Die offizielle erste Version von Obsidian ist im Oktober 2022 erschienen.

Und was zunächst ein Experiment war, entwickelte sich bereits während der zweijährigen Beta-Phase zu einer der führenden Apps für das persönliche und das produktive Wissensmanagement. Der Erfolg von Obsidian ist in der Einfachheit und Flexibilität begründet, die unfassbar viele Anwendungsmöglichkeiten eröffnen. Sehr trefflich charakterisierte Erica Xu Obsidian als the IDE for thought. Und tatsächlich kann man damit wie in einer Entwicklungsumgebung zum Denken, Ideen und Inhalte produzieren, während man sich beispielsweise über das Gelesene oder das Gelernte Notizen macht und diese miteinander vernetzt.

Kepano

Mittlerweile ist die Dynalist Inc. an ihrem Firmensitz im malerischen Oakville am kanadischen Ufer des Lake Ontario auf acht Mitarbeiter angewachsen. Seit Februar 2023 verstärkt Stephan Ango als CEO das kleine Team. Gemeinsam mit Shida Li als CTO und Erica Xu als COO leitet er die Geschäfte des Unternehmens. In der Obsidian-Gemeinde ist Stephan Ango unter dem Pseudonym kepano besser bekannt. Kepano ist die hawaiianische Schreibweise von Stephan, wie er in einem Interview bei Nick Milo im Mai 2023 erklärte. Bevor Stephan Ango CEO von Obsidian wurde, hat er 2015 zusammen mit einem Partner das Unternehmen Lumi gegründet, das 2021 verkauft wurde. Als einer der ersten Benutzer von Obsidian hat er das Minimal-Theme für die Gestaltung der Benutzeroberfläche der App entworfen. Im Sommer 2022 begann er gemeinsam mit den Entwicklern von Obsidian Elemente des Minimal-Themes in das Standard-Theme von Obsidian einzubauen. Daraus entstand eine enge Zusammenarbeit, die schlussendlich dazu geführt hat, dass Stephan Ango seit gut einem Jahr als CEO für Obsidian tätig ist.

Klein, fein & unabhängig

Seine unternehmerische Philosophie passt wunderbar zur grundsätzlichen Ausrichtung von Obsidian. Obsidian versteht sich nämlich als funktionales, erweiterbares Frontend für Notizen, über die man als Benutzer die volle Kontrolle behält. Das untermauert Stephan Ango mit dem File-over-App-Prinzip und der Prämisse, dass Obsidian zu einhundert Prozent User-supported ist und bleiben wird. Das bedeutet im logischen Umkehrschluss, dass kein fremdes Kapital – also Venture-Capital – für die Weiterentwicklung der App oder des Unternehmens dahinter eingesetzt wird. Ango schließt das sogar in mehreren Interviews und einem Blogpost aus. Ebenso betont er, dass auch die Anzahl der Mitarbeiter im Unternehmen nicht nennenswert weiter erhöht werden soll, solange das nicht zwingend notwendig ist. Klein, fein und unabhängig, sowie alles zum Wohle der Benutzer lautet also die überaus sympathische Unternehmensphilosophie. Ein weiterer Grund, den ich gerne zu den bisherigen sieben Gründen, warum ich Obsidian so gerne nutze, addiere.