Produktivität
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Das Schwungrad der Produktivität

Um produktiv sein zu können, muss man erstmal in Schwung kommen. Wenn man es geschafft hat und so richtig schwungvoll produktiv ist, dann gilt es, diesen sogenannten Flow-Zustand möglichst zu halten. Auch über mehrere Stunden oder gar Tage. Das passiert jedoch nicht von alleine. Es gibt ein paar Voraussetzungen, die man schaffen kann, um in den produktiven Flow-Zustand zu kommen. Und Geschwindigkeit spielt für eine schwungvolle Produktivität eigentlich keine Rolle.

Gedankenmodell

Stellen wir uns die Produktivität als eine sich drehende, kreisrunde Scheibe vor. Sobald sich diese Scheibe dreht, bleibt sie eine gewisse Zeit in Schwung, ehe sie wieder abgebremst wird. Genauso wie ein Schwungrad. Dabei spielt es keine Rolle, wie schnell sich das Schwungrad dreht, es ist nur wichtig, dass es in Schwung kommt.

Dieses Schwungrad der Produktivität ist jedoch nicht bloß eine Scheibe, sondern es besteht aus drei Kreissegmenten mit jeweils drei Ebenen. Diese drei Segmente bilden die in den vorangegangenen Beiträgen zur Produktivität beschriebenen Dreiecke bzw. Pyramiden ab, nämlich das eigene Produktivitätsmanagement-System, die Produktivitätsfaktoren und den Produktivitätsrhythmus.

Aus den Ebenen der Kreissegmente entstehen drei Kreisringe, die von außen ins Innere des Kreises bzw. Schwungrads aufeinander aufbauen. Um schwungvoll produktiv zu werden und den Flow-Zustand zu erreichen, begibt man sich daher stets von außen in das Zentrum des Kreises.
Es ist grundsätzlich egal, in welche Richtung sich die Kreisringe drehen. Sie können sich auch gegenläufig bewegen. Aber es ist – wie bereits erwähnt – wichtig, dass sie sich alle drehen und dadurch das Schwungrad auch in Schwung kommt.

In Schwung kommen

Betrachten wir die drei Kreisringe etwas genauer. Ganz außen befindet sich die Basis. Die Basiselemente der Produktivität sind der Mensch selbst, seine Ziele und die Zeit. Zunächst muss man selber als Mensch bereit sein, sich einem Thema, einer Aufgabe, einer Arbeit widmen zu wollen. Zudem hat jeder Mensch seine individuellen Gewohnheiten und Vorlieben, die die Basis für das produktive Arbeiten bilden. Eine weitere Grundvoraussetzung sind die Ziele, die mit der anstehenden Arbeit oder Aufgabe erreicht werden sollen. Diese Ziele müssen gut strukturiert und klar definiert sein. Wenn dann durch die eigene Zeitplanung der Zeitpunkt gut gewählt ist, an dem man eine Aufgabe angeht und wenn dafür auch das richtige Zeitkontingent zur Verfügung steht, dann sind die Basisvoraussetzungen erfüllt, der erste Kreisring kommt in Schwung und man kann aktiv werden.

Das führt uns zum zweiten, dem mittleren Kreisring, der der Aktivität gewidmet ist und aus den Methoden, den jeweiligen Fähigkeiten und Kenntnissen, sowie der Energie besteht.
Um aktiv zu werden, braucht es nämlich Methodenkompetenz und die entsprechenden Fähigkeiten, sowie Kenntnisse, um zum einen die Methoden anwenden zu können, aber auch Fähigkeiten und Kenntnisse auf dem jeweiligen Fachgebiet der eigentlichen Aufgabe bzw. Arbeit an sich. Nicht zuletzt ist ausreichend Energie und das Nutzen der eigenen, meist tageszeitabhängigen Energielevel ebenfalls eine Voraussetzung, um auch den zweiten Kreisring in Schwung zu setzen.

Der dritte Kreisring des Schwungrads ist der operative Ring. Er besteht aus den Werkzeugen, den Arbeitsweisen und dem Fokus. Für die operative Tätigkeit – also die eigentliche Arbeit – benötigt man auf die gewählten Methoden und die entsprechenden Fähigkeiten und Kenntnisse abgestimmte Werkzeuge. Dabei sind die eigenen Arbeitsweisen zu berücksichtigen, um bestmöglich auf die operative Tätigkeit an sich fokussieren zu können.

Mittlerweile drehen sich alle drei Kreisringe und somit auch das ganze Schwungrad der Produktivität. Man ist also schwungvoll produktiv und im Zentrum der Schwungscheibe, im sogenannten Flow-Zustand angekommen. Wie lange dieser Zustand andauert, hängt von allen Elementen auf dem Schwungrad ab. Beispielsweise von der Energie, vom Fokus, aber auch den Zielen. Denn sobald man die Ziele aus den Augen verloren hat, bremst das Schwungrad ab und man verlässt den produktiven Flow-Zustand wieder, weil man damit beschäftigt ist, sich zu sortieren, um erneut in produktiven Schwung zu kommen.

Warum schnell, wenn’s langsam besser geht?

Weiter oben habe ich bereits erwähnt, dass es egal ist, in welche Richtung sich die Kreisringe oder das gesamte Schwungrad drehen. Auch die Geschwindigkeit spielt keine Rolle. Denn Produktivität muss nicht schnell sein, sie kann auch langsam sein – also mit wenig Schwung auskommen.
Geschwindigkeit ist nämlich keine Messgröße für Produktivität. Ganz im Gegenteil ist eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit oftmals eine Fehlerquelle und beeinflusst somit die Qualität der Ergebnisse negativ. Was die eigene Produktivität betrifft, gilt stets Effektivität vor Effizienz als Faustregel. Daher ist es auch falsch zu erwarten, dass man nur dann produktiv arbeitet, wenn man möglichst viel in noch kürzerer Zeit erledigt bekommt. Es ist ein Irrglaube, dass man durch Optimieren der persönlichen Produktivität noch mehr aus der zur Verfügung stehenden Zeit herausholen kann. Vielmehr geht es darum, aus der zur Verfügung stehenden Zeit das bestmögliche zu machen – und zwar an Qualität und nicht an Quantität. Nicht zuletzt auch an eigener Lebensqualität, weil eine gesunde Produktivität im richtigen Tempo zufrieden und glücklich macht. Hingegen verursacht eine ungesunde Produktivität mit meist zu hoher Geschwindigkeit Stress und führt mittel- bis langfristig zu körperlicher und psychischer Überbelastung bis hin zu Krankheit.

Fazit

Cal Newport schreibt in seinem Buch „Deep Work„, dass Menschen in ihrem Job häufig automatisch auf die von Effizienz bestimmten, industriellen Produktivitätsindikatoren zurückgreifen, indem sie viele Dinge auf sichtbare Weise erledigen. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass man in seinem Job effizient, produktiv und wertvoll ist.
Produktiv zu sein, bedeutet aber nicht immer automatisch auch effizient zu sein. Im Gegensatz zur betriebswirtschaftlichen Produktivität geht es bei der persönlichen Produktivität nicht um die Maximierung des Outputs zugunsten eines stärkeren Wachstums. Es geht vielmehr um die Maximierung des Outputs zugunsten einer besseren Qualität. Und zwar im Hinblick auf die Qualität des produzierten Produkts an sich und auch der eigenen, persönlichen Lebensqualität.
Wie ich schon im Beitrag zum Produktivitätsrhythmus geschrieben habe, darf Produktivität ruhig auch Spass machen. Die Freude, an etwas zu arbeiten und die Freiheit, sich nur darauf fokussieren zu können, sind wichtiger als die bloße Effizienz. Diese positiven Erfahrungen und Assoziationen mit der eigenen Arbeit haben nicht nur einen begünstigenden Effekt auf die individuelle Selbstverwirklichung, sondern bringen so ganz nebenbei eine höhere Produktivität mit sich.

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